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Aufregung im Kloster – Teil 1

von | 14. April 2022

Juliane und Christina unterbrachen ihre Arbeit. So aufgelöst hatten sie ihre Freundin selten erlebt. „Was ist denn los, du bist ja völlig außer Atem?“

„Ihr glaubt nicht, was ich eben gehört habe“, berichtete die, nach Luft haschend. Unser Kloster soll verkauft werden. Die Kosten für die Reparaturen sind zu hoch. „Der Orden soll aufgelöst werden?“ Christina konnte es kaum fassen.

„Werden wir dann wenigstens zusammenbleiben?“, fragte Juliane unsicher. Sie war, nach einem kurzen, aber bewegten Leben, als letzte zur Gemeinschaft hinzugekommen und froh, endlich eine Heimat gefunden zu haben.

„Noch wissen wir ja gar nichts genaues“, meinte Christina nüchtern und an Maria gewandt: „Wie kommst du überhaut darauf, dass das Kloster verkauft werden soll?“

„Ich habe gerade die Gänge gewischt und als ich vorm Büro der Mutter Oberin war, stand die Tür einen Spalt offen…“

„Du hast gelauscht“, rügte Schwester Christina, „das ist aber nicht besonders anständig.“

„Anständig hin oder her, ich habe gehört, dass unser Kloster kein Geld mehr hat, um die anstehenden Sanierungskosten zu zahlen und nun soll es an einen Investor verkauft werden, der daraus ein Wellnesshotel machen will.“

„Ein Wellnesshotel? Aus unserem Kloster?“ Juliane fiel vor Schreck der Besen aus der Hand.

„Und du bist dir ganz sicher?“, hakte Christina noch einmal nach.

„Ich weiß doch, was ich gehört habe. Die Mutter Oberin war auch sehr betroffen, aber offenbar gibt es keinen anderen Ausweg? Das können wir doch so nicht hinnehmen?“

Christina dachte einen Moment nach. Sie war kein Mensch für kopflose Aktionen, aber das konnte sie nicht hinnehmen. Warum hatte die Mutter Oberin nichts erzählt? Das Kloster war schließlich ihr Zuhause.

„Wir müssen doch etwas unternehmen können?“ In Julianes Stimme schwang Verzweiflung mit. „Zuerst einmal müssen wir einen kühlen Kopf bewahren“, versuchte Christiane die erhitzen Gemüter zu beschwichtigen, „dann wird uns schon etwas einfallen.“

Sie wandten sich vorerst wieder ihren Aufgaben zu und während Schwester Juliane und Schwester Christina die Rabatten pflegten, machte sich Schwester Maria auf zu ihrem täglichen Besuch ins benachbarte Hospiz. Anneliese Richter erwartete, wie jeden Tag, schon sehnsüchtig die quirlige Schwester. Da sie sich bewusst war, dass ihre Zeit ablief, stellte die Anwesenheit von Maria das Highlight ihres Tages da.

Es klopfte an der Tür und Maria trat ein. „Wie schön, dass Sie da sind“, freute sich Frau Richter, „Sie erhellen mir den Tag. Wollen wir ein Stück gehen?“

„Sehr gerne“, erwiderte Maria. Sie half der hochbetagten Dame aus dem Sessel in einen Rollstuhl, deckte ihr fürsorglich die Beine zu und schob sie dann routiniert aus dem Zimmer über die Gänge in den weitläufigen Park. Nach einer Weile ergriff Anneliese Richter das Wort. „Irgendetwas ist doch heute mit Ihnen, Schwester? Sie sind viel schweigsamer als sonst.“

Maria seufzte. Sie wollte die alte Dame nicht mit ihrem Kummer belasten.

„Nun erzählen Sie schon“, drängte die weiter, „ich nehme Ihr Geheimnis mit ins Grab, und wie uns beiden bewusst ist, wird das nicht mehr allzu lang dauern.“

Gerührt von der Aufmerksamkeit ihres Schützlings, redete sich Maria alles von der Seele. Sie hatten an dem kleinen Teich angehalten und saßen schweigend beieinander. Frau Richter begann die Enten mit Brotresten vom Abendessen zu füttern.

Als sie sich wieder auf den Weg machten, fragte die alte Dame plötzlich: „Können Sie für mich ein Telefonat erledigen?“

„Natürlich“, erwiderte Maria, „wen soll ich denn für Sie anrufen?“

„Meinen Anwalt, Herrn Dr. Schönherr.“

„Und was soll ich ihm ausrichten?“

„Er möchte sich Anfang nächster Woche bei mir einfinden.“ Maria nickte zustimmend, war aber doch zu höflich, um den Hintergrund zu erfragen. Das war auch nicht nötig, denn Frau Richter winkte sie zu sich heran. So nah, dass sie deren flachen Atem im Gesicht spüren konnte.

„Mein lieber Mann, Gott hab ihn selig, hat mir ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Von meiner buckeligen Verwandtschaft habe ich monatelang nichts mehr gehört. Seit geraumer Zeit denke ich darüber nach, wem ich das Geld zugutekommen lassen könnte. Sie haben mir eben die Entscheidung abgenommen.

Erschrocken ließ Maria den Rollstuhl los, der sich mitsamt der alten Dame langsam auf den Weg bergab machte. Glücklicherweise fing sie sich gleich wieder und ebenso schnell hatte sie Frau Richter in ihrem rollenden Gefährt gestoppt.

„Heilige Maria! Das können Sie unmöglich ernst meinen?“ Maria war wie vom Blitz getroffen

„Selten habe ich etwas so ernst gemeint. Schwester, mein Verstand ist noch sehr klar, nur der Körper macht nicht mehr so mit. Ich möchte, dass sie hier noch vielen Menschen wie mir ein Begleiter auf dem letzten Weg sein können und werde nicht zulassen, dass man Sie von hier vertreibt.“

„Frau Richter, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Lassen Sie uns noch eine Runde durch den Klostergarten drehen, dass muss ich sofort meinen Schwestern erzählen.“

 

Ella hatte beschlossen, nach dem Mittagessen eine Runde spazieren zu gehen. Die Frühlingssonne lockte sie heraus und obwohl es noch frisch war, platzen bereits die ersten Knospen auf. Als sie am Kloster vorbeikam, staunte sie nicht schlecht, ein Aufgebot an Polizeiwagen säumte den Bürgersteig. Ella, ganz in ihrem Element, kam nicht umhin ein paar Schaulustige zu fragen, was denn wohl geschehen wäre und bekam auch prompt Antwort.

„Da wurde sicher eingebrochen. So ein Kloster hat doch viel wertvolles Zeug rumstehen,“ mutmaßte eine Dame mit Hund.

„Nein, so ein Quatsch“, erwiderte ein älterer Herr, „so entstehen Gerüchte. Es heißt, es würden drei Nonnen vermisst.“

Sofort nahm sie ihr Handy und rief ihre beste Freundin an. Die war am Vormittag mit ihrem Freund zu einer Radtour ins Oberland aufgebrochen.

„Du glaubst nicht, was hier passiert ist!“, schrie sie aufgeregt ins Telefon. „Aus dem Kloster sind drei Nonnen verschwunden.“

 

-Fortsetzung folgt-

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