Ein Stück Lebensgeschichte – von Gerd Pradel
Sicherung der Staatsgrenze, für viele Zeitgenossen ist das noch ein Begriff. Auch nach nunmehr über 33 Jahren erinnert sich so mancher mit einem mulmigen Gefühl an diese Zeit. An eine Zeit hinter Stacheldraht, Mauer und Wachtürmen. Für die Jungen unter uns sind es „Erzählungen von nach dem Krieg“, die während eines Ausflugs zu einem Grenz-Mahn-Denkmal für kurze Zeit greifbar werden und nachdenklich machen. Und das ist gut so. Soll doch das kommunistische Bollwerk gegen den Kapitalismus, mit all seinen tragischen Auswirkungen, immer als Mahnung gegenwärtig bleiben. Es war eine Zeit, die eine ganze Gesellschaft prägte, aber besonders die Männer, die ihren „Ehrendienst“ dort verrichten „durften“. Mit Einzelschicksalen und Auswirkungen bis heute. Einer davon ist Gerd Pradel.
1957 in Sachsen als Sohn einer Arbeiterfamilie mit schlesischen Wurzeln geboren, absolvierte er nach der Schule eine Lehre zum Baufacharbeiter. Er arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Das angestrebte Studium zum Bauingenieur wurde ihm wegen der damaligen politischen Systemforderungen verwehrt. Nach einer Umschulung arbeitete er viele Jahre in einer Baufirma als Hauptbuchhalter. Als Inspiration für sein Buch dienten ihm seine Erfahrungen, die er während der Absolvierung seiner Wehrpflicht an der Innerdeutschen Grenze sammeln konnte. Heute lebt er mit seiner Familie schon seit vielen Jahren in Steinigtwolmsdorf, nahe seinem Geburtsort.
„Für jeden Jugendlichen war es damals klar, dass er seinen Wehrdienst leisten musste.
Da ich viele Verwandte im anderen Teil Deutschlands hatte war mir schon sehr früh klar – an die Grenze komme ich nicht. In dieser Zeit dachte man auch schon darüber nach „abzuhauen“.
Ich hatte auch kein Problem damit, so etwas auszusprechen. Dann wurde ich mit 22 Jahren eingezogen. Wohin? Natürlich an die Grenze. War das Zufall?
Zu dieser Zeit war ich bereits verheiratet und hatte ein Kind. In den Westen zu gehen war für mich keine Option mehr.
Ein Offizier sagte in einem Gespräch zu mir: „ Genosse Pradel sie sind eigentlich nicht einmal für eine Bezirksgrenze zugelassen.“
Dann war noch die Sache nahe Oebisfelde – noch ein Zufall? Für mich zu viele Zufälle.
Diese bis heute nicht beantworteten Fragen haben mich inspiriert dieses Buch zu schreiben.“
Ein Auszug aus dem Buch „Wächter der eigenen Gefangenschaft“, hier auf oberlausitz-art, in weiteren wöchentlichen Blog-Beiträgen.