Die meisten von uns bringen mit einer Schwalbe, Baujahr 1964, eine bekannte Persönlichkeit in Verbindung.
Ist die beliebte Schauspielerin Agnes Kraus tatsächlich damit gefahren?
Schwester Agnes ohne Mopedschein
Jonsdorf befand sich in Sommer 1975 im DEFA-Film-Fieber. In der ehemaligen Jugendherberge „Bruno Tesch“, hatte sich der Drehstab aus Berlin eingerichtet. Aufnahmeleitung und viele Akteure nahmen ihre Arbeit für den DEFA-Film: „Schwester Agnes“ auf. Auch für mich, damals noch Jugendlicher, eine spannende Sache. Bei einigen Drehs stand ich dabei und konnte miterleben, wie so manche Szene in den Kasten kam.
Die Hauptrolle diese Filmes hatte die beliebte Schauspielerin Agnes Kraus inne. Eine Rolle, die in Ihrer weiteren Filmkarriere ein Markenzeichen wurde. Eine Gemeindeschwester, die sie verkörpern sollte, musste Moped fahren können! Auch im Film! Und das war das Problem. Agnes Kraus hatte noch nie auf einem Moped gesessen.
Es hatte sich herumgesprochen, dass an einem Nachmittag, ein Fahrtraining auf der jetzigen Hainstraße, kurz vor der tschechischen Grenze, mit Agnes Kraus stattfinden sollte. Alles wurde abgesperrt, damit auch niemand irgendetwas beobachten konnte. Mein Schulfreund Schwarzi und ich schlichen uns in den Wald hinter die „Tesch“ und versteckten uns gut getarnt hinter einen Busch.
Horst Helle, den damaligen ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei) hatte man mit der Aufgabe betraut, Frau Kraus das Moped fahren beizubringen. Schwarzi und ich sahen abwechselnd durch das Fernglas und erlebten, wie Horst mit einer Engelsgeduld immer wieder auf Schwester Agnes einredete und versucht hat, ihr auf die für den Film umgebaute Schwalbe mit Stützrädern, hinaufzuhelfen. Das war spannender und lustiger als so mancher Dreh.
Ich sitze bei Horst im Garten und bin erstaunt, wie genau er sich nach neunundvierzig Jahren an das alles erinnern kann. Er muss lachen, als ich Ihm von unseren Beobachtungen erzähle: „Es war ein Ding der Unmöglichkeit“, gesteht Horst lächelnd. „Ick kann ja nich mal Fahrrad fahren, hatte ihm Agnes Kraus gebeichtet.“ „Und inne S-Bahn sind de Sitze breiter und lenken muss ick da ooch nich!“, erklärte Agnes Kraus weiter.
Horst schüttelt den Kopf: „Beim besten Willen! Da war nichts zu machen. Keinen Meter schaffte es Frau Kraus mit dem Gefährt voranzukommen. Es kam zu keiner Moped-Prüfung. Ich musste Otto Holub, dem Regisseur nach einer Stunde versuchten Fahrtraining erklären, dass es nichts mit Schwester Agnes auf dem Moped wird.“
Somit musste gedoubelt werden. Sein Kollege Achim Seibt, war eins davon. Im Krankenschwester-Outfit jener Zeit und einer blonden Perücke knatterte er als Schwester Agnes vor der Kamera die Waldwege entlang. Der zweite Retter der Situation war der Schmied Klaus Müller, der ein Untergestell zusammenschweißte, welches mit dem oberen Teil der Schwalbe verbunden wurde. Das Ganze befestigte man auf einen LKW-Hänger. Der wurde dann für die Filmaufnahme mit der darauf sitzenden und winkenden Agnes Kraus durch Waltersdorf gezogen und überzeugte später alle Fernsehzuschauer, die Gemeindeschwester Agnes ist mit Ihrem Moped zu ihren Patienten unterwegs…
Nein, an der Unfähigkeit Moped fahren zu können, sollte man die achtmal zum Fernsehliebling gekürte Agnes Kraus keinesfalls beschränken. Sie war zweifellos eine Volksschauspielerin, deren Beliebtheit in den Siebziger und Achtziger Jahren ihren Höhepunkt erreicht hatte. Im Besonderen durch den Film „Schwester Agnes“.
Man erzählte sich, dass sie während einer Drehpause, in die kleine HO, schräg gegenüber der Dammschenke lief, um sich eine Flasche Milch zu kaufen. Sie stand in der Schlange zwischen Urlaubern und Einheimischen in ihrem Schwesternkostüm. Die einen boten Ihr an, vorzugehen, da sie als Schwester wohl im Dienst sei. Andere meinten sie vorlassen zu müssen, damit sie pünktlich wieder zum Dreh kommt. Agnes Kraus blieb stehen und antwortete lächelnd: „Ne, ne, so wichtig bin ick ooch wieder nich…“ Eine einfache Frau, herzlich und liebenswert.
Heute, fast fünfzig Jahre später freue ich mich, wenn einmal im Jahr, „Schwester Agnes“ mit ihrem Moped im Fernseher gefahren kommt. Dann genieße ich noch einmal die heimatliche Filmkulisse aus den Siebzigern, die brillante Agnes Kraus und bin mir sicher, sie und die Dreharbeiten im Jahr 1975 sind nicht nur mir und Horst in guter Erinnerung geblieben.
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