Station 8
Ich statuiere kein Christentum ohne Gemeinschaft. Das ist ein Zitat Zinzendorfs. Gemeinschaft war ihm wichtig. Alle sollten nach ihren Gaben und Fähigkeiten mitmachen. Dabei war er experimentierfreudig. Zuerst rief er die „Banden“ ins Leben- heute würde man eher Hauskreise dazu sagen. Immer bis zu 10 Menschen, die miteinander gut konnten, bekamen einen Bandenführer bzw. auch eine Bandenführerin. Man traf sich mindestens wöchentlich, manche auch täglich zu Andachten und Seelsorge und half sich auch untereinander.
Da es aber Menschen gab, die in keiner Bande Anschluss fanden, gründete Zinzendorf das „Chorwesen“. Es gab das Ehechor, das Chor der ledigen Schwestern, der ledigen Brüder, der Witwen und der Witwer. Auch für die Kinder und Jugendlichen wurden regelmäßige Treffen organisiert. Die unverheirateten und verwitweten Gruppen Erwachsener erhielten eigene Chorhäuser, wo man unter einem Dach zusammenlebte. Jedes Chor erhielt gemeinschaftlich nutzbares Land und Jeweils eine Schwester oder einen Bruder für die Leitung und die Seelsorge. Jede und jeder gehörte automatisch in eine der Gruppen und war damit Teil einer Gemeinschaft mit ähnlichen Lebensumständen. In Zeiten ohne Sozialversicherung ein Garant, das sich um alle in Not gut gekümmert wurde.
Als drittes Gemeinschaft-stiftendes Element erfand Zinzendorf die täglichen Losungen. Alle sollten am Tag über das gleiche Bibelwort nachdenken. Anfangs wurden die Losungen mündlich weitergesagt. Später, als die ersten Herrnhuter ihren Ort verließen um neue Orte zu gründen oder um in die Mission zu gehen, ließ Zinzendorf die Losungen drucken, damit dieses verbindende Element auch über die Ortsgrenzen hinaus bestehen bleiben kann.
Die große, kreisförmige Skulptur zeigt, wie Zinzendorf sich eine Christliche Gemeinschaft vorgestellt hat. Sie ist offen- jede und jeder kann dazukommen, aber auch wieder gehen. Die Mitte einer Christlichen Gemeinschaft sollte Jesus sein- um ihn und sein Vorbild sollte sich alles drehen. Der Mittelpunkt der Skulptur ist ein rundlicher Stein mit einem Fischsymbol in einem aufgestauten Wasserbecken. Der Runde Stein steht für den von den Bauleuten verworfenen Eckstein, mit dem sich Jesus einst verglich. Auch das Bild vom „Wasser des Lebens“ nutze Jesus für sich. Das Fischsymbol war ein frühes Erkennungszeichen der Christen in Zeiten der Verfolgung.
Setzt man die griechischen Anfangsbuchstaben von I = Jesus, CH = Christus, TH = Theos (= Gott), Y = Hyios (= Sohn), S = Soter (= Erlöser) zusammen, entsteht das griechische Wort ἰχθύς=Ichthys =Fisch.
Innerhalb des großen Kreises der Gemeinschaft muss es kleinere Kreise geben, in denen persönlicher Austausch möglich ist, symbolisiert durch die Sitzgruppen / Lagerfeuerstellen. Das können Hauskreise, aber auch Dienstgruppen sein. Kinder und Jugendliche brauchen besonders geschützte Räume mit pädagogisch geschulten Leiterinnen und Leitern. Das ist durch die drei überdachten Holzthrone, in die nur Kinder passen, angedeutet.
Auch in Christlichen Gemeinschaften gibt es Meinungsverschiedenheiten, Gräben können entstehen. Wichtig ist, dass es immer Brückenbauer und Brücken gibt, so dass beide Seiten verbunden bleiben. Manche Brücken sind einfach begehbar, bei andern muss man sich klein machen, um die andere Seite zu erreichen. Auch christliche Gemeinschaften können zerbrechen oder so stark wachsen, dass sich Gruppen abspalten und neue Gemeinden oder gar Kirchen entstehen.
Beide Seiten dürfen nur nicht vergessen Jesus wieder in die Mitte der neuen Gemeinschaft mitzunehmen. Den hat niemand für sich- er ist teilbar, denn er ist für alle da.
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 12. Dezember 2025
Station 9: „Das Buch„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
Telefon: +49 172 4412306
E-Mail: ()
Foto: Matthias Clemens







