Das Gleichnis vom Senfkorn
Der junge Zinzendorf wuchs bei seiner Großmutter in Großhennersdorf auf und erfuhr dort eine pietistische Erziehung, die dazu führte, dass es sein größter Wunsch wurde, Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen.
Als hochadelig geboren, kam ein Theologiestudium, weil nicht standesgemäß, für ihn aber vorerst nicht in Frage. Gemeinsam mit Mutter und Großmutter wurde ein Jurastudium beschlossen. Zuerst ging es nach Halle an die Franckeschen Stiftungen zur Schulausbildung und später nach Wittenberg zum Jurastudium. In Halle gewann er gleichgesinnte Freunde, denen die Arbeit am Reich Gottes ebenso wichtig war. Mit Ihnen gründete Zinzendorf den „Senfkorn-Orden“, eine Art Bund, um sich gemeinsam diesem Ziel zu verpflichten.
In der Bibel wird das Senfkorn an verschiedenen Stellen dazu verwendet, wenn man darüber staunen soll, wie aus einem sehr kleinen Samen eine stattliche Pflanze heranwachsen kann. Nun wird Senf bei uns nicht wirklich stattlich, aber am Wegrand steht unsere älteste Rotbuche, die zu Zinzendorfs Zeiten wahrscheinlich schon als kleines Bäumchen dort stand. Vor der Buche stehen zwei Platten aus Lausitzer Granit und dazwischen befindet sich eine Plexiglasscheibe in die ein Buchecker eingelassen ist, sowie einer der Bibelverse, in denen vom Senfkorn die Rede ist. Als Betrachter kann man darüber staunen, wie aus so einer kleinen Buchecker ein derart riesiger Baum erwachsen konnte. In dem kleinen Samen steckt die Kraft selbst unseren harten Granit (auch als Sinnbild für festgefahrene Strukturen zu verstehen) aufzubrechen.
Zinzendorf ging es nie darum Massen zu bekehren, sondern immer den einzelnen Menschen zu gewinnen. Aus kleinen Anfängen kann Großes erwachsen. In jedem Menschen liegt ein Glaubenskörnchen und es liegt- wie bei den Pflanzen- am Umfeld, an der Pflege und an der Beharrlichkeit ob daraus Blüten und Früchte werden, oder ob es vor sich hin kümmert.
Gerhard Schöne hat gedichtet „Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen, es muss nur Kraft gewinnen und endlich ist es groß“.
Viele großartige Dinge beginnen unsichtbar mit einer Idee, mit der Suche nach Mitstreitern und Mitteln und so können auch heute noch aus ganz kleinen Anfängen großartige Dinge entstehen.
Unsere große Buche kommt langsam leider an ihr Lebensende- der Pilzbefall lässt sie instabil werden, aber selbst, wenn sie einmal nicht mehr da sein sollte, so hat sie doch nachhaltig ihre Umwelt verändert, denn aus dem einst umstehenden Fichtenbestand (der dem Borkenkäferfraß zum Opfer gefallen ist) wird nun ein Buchenbestand. Rings um den Mutterbaum wachsen hunderte neu Buchen heran, die ihren Ursprung in dem alten Mutterbaum haben.
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 12. September 2025
Station 3: “ Unter der Obhut des Herrn „
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
Telefon: +49 172 4412306
E-Mail: ()