Station 6
„Abendmahl“
Das Abendmahl spielt in der Geschichte der Brüdergemeine in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle.
Die alte Böhmische Brüderkirche geht auf Forderungen von Jan Hus zurück- das waren z.B. Abendmahl für alle in Brot und Wein und Predigt in der Landessprache (nicht auf Latein). Der Kelch war das Symbol der Kirche der Böhmischen Brüder (Unitas Fratrum), deren verfolgte Nachkommen die ersten Siedler Herrnhuts waren.
Zinzendorf hatte nach vielen Gesprächen mit allen Einwohnern Herrnhuts am 13. August 1727 zu einer Abendmahlsfeier in die Bertheldorfer Kirche geladen. Dort geschah etwas Wunderbares. Aus den bisher tief zerstrittenen Einwohnern begann eine sich versöhnende Einheit zu wachsen. Bei dieser Abendmahlsfeier wurde den Teilnehmenden bewusst, dass sie Alle Gottes geliebte Kinder sind. Im streitbaren Nachbarn, in der kritisch beurteilten Nachbarin wurde plötzlich der Bruder und die Schwester in Christus gesehen. Das Mitmenschenbild änderte sich.
Nach der Abendmahlsfeier gingen alle sehr bewegt nach Herrnhut zurück und blieben auch dort noch zusammen. Die gräfliche Küche sorgte für Verpflegung und so entstand gleich noch eine neue Versammlungsform, die es bis heute gibt- das „Liebesmahl“.
In den Tagebüchern von damals liest man „Wir lernten lieben“. Ein Lernprozess der am 13.8.1727 in Berthelsdorf mit Schwung begann und anhielt. Dieser Tag gilt als Geburtstag der „erneuerten Brüder-Unität“. Aus zerstrittenen Einwohnern wurde eine Gemeinde von Schwestern und Brüdern, die aus diesem Bewusstsein der Geschwisterlichkeit und der daraus freiwerdenden Kraft der Liebe heraus, dann auch bald nach außen wirken konnte.
Ein Lehrsatz von Johann Amos Comenius wurde wichtig: „In wesentlichen Dingen Einheit, in den dienlichen Dingen Freiheit und über allem die Liebe“.
Die Skulptur zeigt einen Tisch mit Brot und Wein, dazu 13 Plätze mit den ikonographischen Symbolen der Jünger. Der Christusstuhl in der Mitte trägt das Siegel der Brüdergemeine- das Lamm (als Symbol für Christus) mit der Siegesfahne und dem Spruch auf Latein „Unser Lamm hat gesiegt, lasst uns ihm folgen“. Außerdem entspringen dem Mittelstuhl Weinreben, die alle anderen Stühle erreichen. Christus spricht (Joh 5/15), „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“.
Auch der Verräter Judas ist Teil von Jesu Tischgemeinschaft. Jesus hat niemanden ausgeschlossen oder ausgeladen, sondern sich oft auch mit denen an den Tisch gesetzt, die gesellschaftlich eher geächtet waren. Immer mit dem Ziel, ihnen zu zeigen, dass Gott sie liebt und sich freut, wenn sie ihr Leben zum Guten ändern. Die Einladung zur Tischgemeinschaft geht einher mit der Einladung zur Nachfolge. Das ist auch gar nicht besonders kompliziert. Jesus fasste das Gesetz und die Propheten einmal so zusammen: „Alles nun was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“ (Matth. 7 Vers 12).
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 21. November 2025
Station 7: „Gehalten„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
Telefon: +49 172 4412306
E-Mail: ()
Foto: Haiko Spottke



