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(Die Burg Hochmut und den Zirkus Übermut hat Konrad hinter sich gelassen. Nun entdeckt er am Rande eines dunklen Waldes eine Hütte.)
… Vor der Hütte saß in einem Schaukelstuhl ein altes Männlein und wiegte bedächtig hin und her, vor und zurück, auf und nieder.
„Setz dich zu mir“, forderte es Konrad auf und wies auf einen Baumstumpf, der ihm als Hocker dienen sollte. „Ich bin der Waldhüter“, sagte das Männlein, „und habe dich erwartet.“
Konrad staunte. „Wie kann das sein?“
„Hat dich nicht dein Großvater losgeschickt, um etwas zu suchen?“
„Das stimmt“, sagte Konrad überrascht. „Einen besonderen Mut suche ich, damit mein Leben gelingt.“
„Dann finde heraus, ob du bei mir richtig bist, hier im Wald Wankelmut.“
Konrad schnappte nach Luft. „Wie bitte? Wankelmut? Dieses Wort kenne ich nicht. Aus welcher Zeit stammt das denn? Und was hat es mit dem Mut zu tun, den ich suche?“
Das Männlein hielt im Schaukeln inne, dann stieß es sich wieder ab. „Das will ich dir erklären. Du denkst bei Mut nur an Tapferkeit und große Heldentaten. Mut hat aber auch etwas mit deinem Gemüt zu tun, damit, wie es in deinem Herzen und in deiner Seele aussieht.“ Das Männchen verstummte, und sah Konrad an. Dann pflückte es sich ein Löwenzahnblatt und begann es genüsslich zu verspeisen.
„Und was bedeutet das für mich?“, wollte Konrad wissen.
„Es bedeutet, dass du hier hindurch musst. Danach wirst du wissen, ob dich Wankelmut voran bringt.“
„Sag mir einfach, ob er mir nützt, dann spare ich Zeit“, bat Konrad das Männlein, aber das schüttelte den Kopf. „Ich will dich gern heute Abend bewirten, aber morgen musst du selbst herausfinden, was dahinter steckt.“ Der Waldhüter kicherte. „Es wird aufregend werden, vielleicht auch verwirrend. Du kannst mir später berichten, wir sprechen uns bald wieder.“
„Bestimmt nicht“, widersprach Konrad. „Der Wald ist riesig. Mit Sicherheit kehre ich nicht noch einmal zurück.“
Der Waldhüter winkte ab. „Jetzt komm, ich bereite dir ein Nachtlager.“
Als Konrad sich zur Ruhe begab, nahm er sich vor, frühzeitig aufzubrechen. Doch als er im Morgengrauen die Augen aufschlug, schien es ihm plötzlich recht ungemütlich draußen. „Ob ich noch ein wenig liegen bleibe?“, dachte er. „Die Ruhe tut mir gut. Aber nein, ich wollte zeitig auf den Beinen sein.“ Ein Fuß angelte nach seiner Hose, dann verschwand er wieder unter der Bettdecke. „Man kann seine Meinung auch mal ändern“, murmelte er und schlief wieder ein. Der Wald Wankelmut hatte schon seine Arme nach ihm ausgestreckt.
Als Konrad beim dritten Versuch endlich aufbrach, schaute ihm der Waldhüter vergnügt hinterher.
Nach einer Stunde gabelte sich der Weg in verschiedene Richtungen. Konrad entdeckte staunend an jedem Abzweig einen Wegweiser. Er erfuhr die Himmelsrichtung, die Länge, die Besonderheit und Schwierigkeit des Weges und die Dauer, die er unterwegs sein würde. Konrad versuchte sich alles zu merken, dann ging er zum nächsten und zum übernächsten Schild. Er lief von einem zum anderen, um danach wieder von vorn anzufangen. Er hatte so viel über die verschiedenen Möglichkeiten erfahren, dass ihm der Kopf schwirrte.
Erschöpft ließ er sich im Gras nieder. „Es ist unmöglich“, stöhnte er. „Wie soll ich voran kommen, wenn ich mich nicht entscheiden kann?“ Er begann an den Fingern abzuzählen, ob er den kürzesten Weg nehmen sollte oder lieber den bequemen Weg. Sollte er allein durch das Dickicht kriechen, um niemandem zu begegnen oder sich auf dem breiten Weg anderen Wanderern anschließen?
Konrad fühlte sich hilflos wie nie in seinem Leben. Kaum hatte er sich für eine Möglichkeit begeistert, schob sich schon eine andere in den Vordergrund.
Endlich fasste er einen Entschluss. Der Weg, der ihm am nächsten war, den würde er nehmen. Konrad machte zielstrebig zwei, drei Schritte, dann drehte sich um und lief zurück. Wenn es nicht der richtige war?
Erleichtert hörte er, wie sich hinter ihm Stimmen näherten. Bald war eine Gruppe Wanderer an der Weggabelung eingetroffen. Nun wollte er beobachten, wie sich die anderen verhielten. „Das ist sicher hilfreich“, dachte Konrad. Doch er täuschte sich.
Jeder der Ankommenden strebte in seine eigene Richtung und versuchte Konrad zu überzeugen, warum nur diese die einzig richtige sei. Das verwirrte ihn so, dass er noch verzagter wurde. Ehe er entscheiden konnte, einen von ihnen zu begleiten, waren sie schon in alle Richtungen verschwunden.
„Ich bin so müde“, jammerte er. Aber die Worte seines Großvaters spukten in seinem Kopf und mahnten ihn. „Lauf einfach los, Konrad! Mach den ersten Schritt!“
Eine Idee ließ ihn aufspringen. Mit geschlossenen Augen begann er sich im Kreis zu drehen. Als er sie öffnete, lief er los, genau in die Richtung, die ihm vor der Nase lag. Nun ging es endlich voran. Er war wieder unterwegs und strebte seinem Ziel entgegen. Weil er voller Tatendrang marschierte, dauerte es kaum eine Stunde, bis sich der Wald lichtete. Konrad trat mit frohem Mut aus den Bäumen hervor und erstarrte.
Schaukelnd und mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht erwartete ihn der Waldhüter vor seiner Hütte.
Konrad fühlte Unmut in sich aufsteigen. Wie konnte dieses Männlein hier sitzen und fröhlich beobachten, wie er wertvolle Zeit verlor? Zeit, die er brauchte, um sein Lebensglück zu finden! Schon lagen ihm heftige Worte auf den Lippen, doch der Waldhüter kam ihm zuvor.
„Bist ein ganzes Stück vorangekommen. Wie gefällt er dir, der Wald Wankelmut?“
„Von wegen vorankommen!“, gab Konrad ärgerlich zurück. „Ich bin im Kreis gelaufen. Jetzt steh ich genau da, wo ich gestern war.“
„Der Ort ist derselbe, aber du bist nicht mehr derselbe, Konrad. Hast etwas dazugelernt, wie ich meine, und das wird dir helfen. Glaub mir, kaum ein Lebensweg führt schnurstracks geradeaus. Manchmal sind Umwege nützlich.“ …
Aus:
Eva Mutscher, Konrad im Land Siebenmut. Eine Geschichte vom Losgehen und Ankommen, ISBN 978-3-86917-837-0
© 2021 Verlag am Eschbach, Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern.
Im Kopf hab ich ihn hundertmal gemacht, den allerersten Schritt.
Jetzt ist die Zeit, ich kann und will
doch meine Füße stehen still.
Es ist, als hält mich etwas fest und hindert mich voranzugehn
und das ist nicht verwunderlich,
zu viele Ketten halten mich.
Ich hab gesucht hab nach ihren Namen, und bald gefunden, wie sie heißen:
„Vielleicht“ und „später“, „jetzt nicht“, „dann“,
„mal sehn“, „noch nicht“ und „irgendwann“.
Der erste Schritt, egal wohin, ist jener, der am schwersten fällt.
Es braucht Verstand und Mut und Kraft,
damit man einen Anfang schafft:
vielleicht einmal Versöhnung wagen,
und Schwieriges standhaft ertragen,
von Unnützem sich recht bald trennen
was gut und wichtig ist, erkennen,
auch Neues tun und Neues lernen,
und greifen nach den hellsten Sternen,
beherzt marschier’n auf neuen Wegen
Vertrautes, Liebes sorgsam pflegen.
Geht es dir heute so wie mir? Zu zweit ist Vieles leichter.
Vielleicht kommst du ganz einfach mit,
und leichter fällt der erste Schritt.
©Eva Mutscher
Der Jahresbeginn ist für viele Menschen Anlass, über die eigenen Wege nachzudenken. Träume und Wünsche werden zu Plänen und Vorhaben. Doch manchmal ist es nicht leicht, den ersten Schritt zu wagen. Das Gedicht erzählt davon.
Konrad, der Held meiner märchenhaften Geschichte, sucht im Land Siebenmut sein Glück. Er entdeckt, dass es zwischen Mut und Gemüt einen erstaunlichen Zusammenhang gibt, lernt Hochmut kennen, auch Übermut und Wankelmut.
Dort, wo Sanftmut, Edelmut und Großmut zu Hause sind, fühlt er sich am wohlsten. Am Ende findet er jedoch überraschend etwas, dessen Wichtigkeit ihm bisher nicht bewusst war: Demut.
Gut gerüstet durch all diese Erfahrungen, packt er sein Leben nun mit einer ordentlichen Portion Wagemut an.
Ein Jahr lang erfreuten uns die Geschichten und Erzählungen von Krissi Brückner auf oberlausitz-art.
Vielen Dank für die vielen schönen Augenblicke, bei denen wir die Journalistin Ella Kühn begleiten, den aufregenden Fall im Kloster aufdecken und Marie und ihr Hündchen aufwecken durften.
Oberlausitz-art wünscht Kristin Brückner alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
Ab Januar schlägt die Lesereihe von Schriftstellerin Eva Mutscher ihre Buchseiten auf.
Lassen Sie sich überraschen. Haiko Spottke
Liebe Leser,
mit diesem Auszug aus meinem Roman „Ein Fall für Ella Kühne“, der im kommenden Jahr erscheint, möchte ich mich von Ihnen verabschieden. Und natürlich auch ein bisschen neugierig machen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, eine frohe und friedliche Weihnachtszeit und kommen Sie gut ins neue Jahr.
Ihre Krissi Brückner
Zu Fuß machte sie sich auf den Weg zum ersten Fotoobjekt auf der Liste. Vorbei am Kornmarkthaus, den Wendischen Graben entlang, bog sie in die Töpferstraße ein. Sie war etwas zu früh dran und so betrachtete sie die Häuser, eines nach dem anderen, wie sie, sich gegenseitig stützend, langsam verfielen. Nur mühevoll konnte sie dem Drang widerstehen, sich Zugang zum Haus zu verschaffen und darin herumzustöbern.
Als Thomas fünf Minuten nach elf noch nicht da war, ging sie durch den alten Torbogen, der in den Innenhof führte. Löwenzahn und Spitzwegerich hatten sich ihren Weg durch das Pflaster gebahnt, kleine Birken wuchsen da, wo vermutlich seit Jahren kein Mensch mehr einen Fuß hingesetzt hatte. Ella war fasziniert davon, wie die Natur sich alles zurückeroberte. Sie zog ihr Handy aus der Tasche – keine Nachricht von Thomas. So begann sie damit, ein paar Fotos mit ihrem Telefon zu machen. Sie mochte diese „Lost Places“ und ihr fiel wieder die Geschichte von Benno ein, wie er mit seinem Freund in der alten Villa rumstromerte und er sich verletzt hatte.
Plötzlich hörte sie Stimmen, die sich näherten. Sie wusste, dass sie das Grundstück nicht hätte betreten dürfen und suchte nach einer nahegelegenen Nische, um nicht gesehen zu werden. Ein paar Meter neben ihr befand sich ein Verschlag mit einem offenstehenden Holztor und sie schlüpfte hinein, in der Hoffnung, dass die alten Scharniere sie nicht durch ein Quietschen verraten würden. Um möglichst viel von dem Gespräch mitzubekommen, schlich sie so nah wie möglich an den Türspalt heran. Als sie eine Position gefunden hatte, fiel ihr Blick auf die verrosteten Scharniere, die über und über voll mit Spinnweben waren. Ella schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Mäuse, Ratten, Schlangen, das war ihr alles egal. Aber Spinnen! Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Immerhin hatte sie ja die Wahl, ihr Versteck in der Spinnenhölle zu verlassen, aber das wiederum konnte sie mit ihrem Stolz nicht vereinbaren. Also schloss sie die Augen und versuchte sich auf das Gespräch vor der Tür zu fokussieren.
„Der Innenhof ist einfach malerisch. Ich könnte mir gut vorstellen, hier Gastronomie mit einem kleinen Biergarten anzusiedeln. Alternativ wäre auch generationsübergreifendes Wohnen möglich, im Innenhof ein Sandkasten, Sitzbänke, eine Barbecueecke ….“ Sie erkannte die Stimme und als sie durch den schmalen Schlitz der Holztür linste, erkannte sie auch die Person, zu der sie gehörte – Melissa Winter.
„Ja, Wohnraum ist tatsächlich ein rares Gut hier in der Stadt“, erwiderte der männliche Begleiter, „aber ich könnte mir hier etwas ganz anderes vorstellen. Ein Hotel der ganz besonderen Art. Wenige Zimmer, dafür exklusiv.“ Vermutlich ein potentieller Investor, den Ella aber nicht kannte, oder vielleicht der Besitzer dieses verfallenen Kleinods? Ella zückte ihr Handy, um ein Foto zu machen. Ganz nah musste sie an den Türspalt heran, um beide aufs Bild zu bekommen. Inmitten von Spinnweben gruselte es sie und Ella hoffte, die zwei würden sich bald aus dem Staub machen. Als sie das Foto hatte, wollte sie nachsehen, ob es deutlich genug war. Um nicht mit den Spinnweben in Kontakt zu kommen, trat sie ein Schrittchen zurück und stieß dabei gegen einen Holzbalken, der neben dem Tor angelehnt war und früher vermutlich einmal dazu diente, es von innen zu verriegeln. Rumpelnd fiel der Balken zu Boden. Ein Kätzchen, das in der Dunkelheit des Schuppens ein Nickerchen gemacht hatte schreckte auf und streckte sich, bevor es Ella um die Füße strich. Zu gerne hätte sie es gestreichelt, aber sie wagte sich nicht einen Millimeter zu bewegen.
„Was war das?“, hörte sie Melissa Winter fragen. Als Ella sich von dem ersten Schreck erholt hatte, schaute sie durch den Spalt und sah den unbekannten Mann auf sich zukommen. Panisch sah sie sich im Halbdunkel nach einem Versteck um, doch es gab nichts, was groß genug gewesen wäre, sie zu verbergen. Ein paar Meter, dann war der Mann da und sie würde entdeckt werden. Ellas Herz schlug ihr bis zum Hals.
(Bilder von Pixabay)
Eine neue Schriftstellerreihe auf oberlausitz-art erwartet Sie ab Januar 2023.
Unter dem Titel „Mit Herz und Sinn – Geschichten, Gedichte, Gedanken“
stellt sich Autorin Eva Mutscher mit 12 Monatsbeiträgen vor.
Eva Mutscher, geboren 1964 in Görlitz, wuchs in der Gemeinde Neißeaue in der Oberlausitz auf.
Sie arbeitete als Diplom-Betriebswirtin und unterstützte ab 1998 ihren Mann beim Aufbau des eigenen kleinen Handwerksbetriebes. Dort führt sie bis heute die Buchhaltung.
Seit ihrer Kindheit hat sie Freude daran, sich Geschichten auszudenken. Doch erst als ihre eigenen Kinder erwachsen wurden, blieb ihr Zeit, um sich im Schreibhandwerk zu schulen. Sie besuchte Schreibkurse und lernte von Autorentrainer Stephan Waldscheidt, Schreibtrainerin Astrid Rösel und „Federwelt“-Redakteurin Anke Gasch.
Kurzgeschichten und Gedichte wurden in Zeitschriften und Kalenderbüchern aufgenommen.
Es folgten längere Geschichten und märchenhafte Erzählungen, die hochwertig illustriert als Geschenkbuch veröffentlicht werden.
Veröffentlichungen im Verlag am Eschbach (Patmos Verlagsgruppe) waren unter anderem:
Um nur einige zu nennen.
Freuen können wir uns schon auf die Erzählung „Die Hütte am Waldrand“, welche 2023 erscheint.
Aufgrund der Mut machenden Botschaften kommen die Bücher auch in Therapien zum Einsatz.
Eva Mutscher bleibt in allen Geschichten ihrem Hauptziel treu: Schwierigkeiten im Leben auf fantasievolle, liebevolle und humorvolle Weise zu überwinden.
Seien Sie mit uns gespannt auf die Geschichten und Erzählungen von Eva Mutscher.
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Eigentlich wollte ich etwas über den Buß- und Bettag schreiben. Als ich mich dann intensiver mit dem Thema beschäftigte, geriet ich zunehmend ins Straucheln. Will das überhaupt jemand lesen? Der Buß- und Bettag ist ein evangelischer Feiertag, der auf Notzeiten zurückgeht. Die Menschen wurden angehalten, Buße zu tun, um die drohende oder bestehende Not abzuwenden. Das war bereits im antiken Griechenland so und auch in der Bibel ist die kollektive Buße erwähnt, um Übel abzuwenden.
Not und Übel haben wir derzeit wirklich genug und dem einen oder anderen würde es vermutlich auch nicht schaden, zu büßen und zu beten. Doch was machen wir mit all denen, die nicht gläubig sind und vielleicht nicht einmal etwas zum Büßen haben.
Viele nutzen den Feiertag um mit ihrer Familie etwas zu unternehmen, vielleicht in benachbarte Länder zum vorweihnachtlichen Einkauf einzufallen oder einfach als freien Tag, so mitten in der Woche.
Ob man nun wandern geht, den Garten winterfest macht oder einfach bei Kaffee und Kuchen auf der Couch ausruht – für eines sollte so ein geschenkter Tag allemal gut sein, nämlich in sich zu gehen. Und mag man vom Büßen und Beten halten, was man will, so ein Tag der inneren Einkehr schadet wohl keinem. Besonders in so wilden Zeiten wie den jetzigen.
Doch eigentlich will ich nicht belehren. Ich möchte Mut machen:
Mut, sich zu entschuldigen, wenn man sich bewusst wird, jemandem Unrecht getan zu haben,
Mut, über den eigenen Schatten zu springen und jemanden anzusprechen, der einem schon lange aufgefallen ist.
Mut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es schwerfällt,
Mut, sich zu verändern, wenn die Seele nach Veränderung schreit
und auch Mut, gegen den Strom zu schwimmen.
Auch wenn das leicht daher gesagt ist: „Du brauchst doch nur etwas Mut.“ oder „Nimm doch deinen ganzen Mut zusammen.“ Letztendlich funktioniert es nur so. In einem unserer Lieblingsfamilienfilme „Wir kaufen einen Zoo“ geht ein Mann ein großes Risiko ein, und kauft einen abgehalfterten Tierpark. Und die Kernaussage ist: Es lohnt sich manchmal, Risiken einzugehen. Die Aussage in dem Film „Du musst nur 20 Sekunden mutig sein“ hallte in mir nach. 20 Sekunden, dass ist nun wirklich nicht viel. In 20 Sekunden kann ich meinen Freund um Entschuldigung bitten, ich kann die Person, die jeden Tag mit mir am Bahnhof steht, nach der Nummer fragen oder kann meinem Nachbarn mitteilen, dass ich anderer Meinung bin, was Wirtschaft oder Politik angeht.
20 Sekunden, die mir die Freiheit schenken, wieder ein bisschen mehr ich selbst zu sein und mit mir ins Reine zu kommen. Ich denke, dafür ist der Buß- und Bettag durchaus gut geeignet.
In diesem Sinne, bleiben oder werden Sie mutig und genießen Sie den Tag.
Ihre Krissi Brückner
(Bilder von Pixabay)

Ich stehe in der Küche und koche Apfelmus. Liebe Bekannte haben mir ungefragt zwei große Eimer Fallobst vor die Tür gestellt. `Die kocht gern, die hat bestimmt Verwendung dafür`, werden sie sich gedacht haben.
So stehe ich also da, entkerne Äpfel, schneide die unschönen Stellen aus. Neben mir auf dem Herd blubbert eine Ursuppe aus Apfelstücken, Wasser, Vanillezucker, Nelken und Zimt. Eigentlich eine sehr meditative Angelegenheit. Die Küche, und vermutlich bald das ganze Haus, ist erfüllt vom Duft des Herbstes. Nicht der Geruch nach nassem modrigem Laub oder nach Wald und Pilzen, eher ein heimeliger Duft. Ein Duft nach Kindheit und Nachhausekommen.
Da der Kopf beim Zerlegen der Äpfel nicht allzu sehr gefordert ist, gehen mir Gedanken durch den Kopf. Gedanken an meine Kindheit, an meine Großmutter, die auch für mich Apfelmus gekocht und dazu Buttermilchplinsen gebacken hat. An meine Freunde, mit denen wir demnächst zum Erntedankessen verabredet sind – ja, wir danken, wenn das Gartenjahr tatsächlich beendet ist, die Beete fast leer, vielleicht noch Mangold oder Rosenkohl. Dann treffen wir uns zum gemeinsamen Essen, immer reihum, jeder bringt etwas mit und wir haben eine gute Zeit.
Erntedank. Für meine Ernte kann ich dieses Jahr nur bedingt dankbar sein, der trockene Sommer hat die Äpfel unreif vom Baum fallen lassen, die Tomaten hatte ich im Frühjahr etwas verpasst und die ersten und letzten erst vor ein paar Tagen abgenommen. Dafür gibt es reichlich Kürbis, das wird wohl auf literweise Kürbissuppe hinauslaufen.
Dank. Wie ich da so stehe, überkommt mich ein Gefühl der Dankbarkeit. Aber darf ich überhaupt dankbar sein für ein Jahr wie dieses? Krieg, Inflation, Energiekrise?
Darf man in solchen Zeiten dankbar sein und das auch noch laut herausposaunen? Sollte man sich nicht lieber den kollektiven Schimpftiraden anschließen?
Ich, für mich ganz persönlich, habe beschlossen, dankbar zu sein.
Wie kommt es, dass der Herbst einen so besinnlich werden lässt? Liegt es daran, dass er immer mit Sterben einherkommt und man sich der eigenen Vergänglichkeit wieder ein Stück bewusster wird? Oder daran, dass der Herbst nicht so aufdringlich „Geh raus!“ schreit, wie der Sommer und man es sich mit Kerzenlicht und Tee auch mal auf dem Sofa gemütlich machen kann?
Und so stehe ich am Küchenfenster, erfreue mich an der Herbstsonne, sehe den Blättern beim Fallen zu und koche Apfelmus. Wie jedes Jahr.
(Bilder von Pixabay)
Liebe Leser,
ich schreibe Gedichte und Geschichten, seit ich schreiben kann.
Irgendwann kam dann das Leben dazwischen.
Als mir dann ebendieses Leben eine Zwangspause bescherte und mich in meiner Mobilität deutlich einschränkte, überkam mich die Muse und ich begann wieder zu schreiben. Resultat dessen ist mein erster Roman um die Journalistin Ella Kühne, der -sofern alles funktioniert- noch in diesem Jahr beim Oberlausitzer Verlag erscheinen wird.
Auf der Suche nach Gleichgesinnten stieß ich auf die Oberlausitzer Autorenrunde, die mich mit offenen Armen aufnahm.
Dort entstand die Idee, gemeinsam eine Anthologie mit Oberlausitzer Geschichten herauszubringen. So ließen wir die Köpfe rauchen und die Finger über die Tastatur tanzen. Entstanden ist eine Sammlung ganz unterschiedlicher Geschichten aus unserer schönen Oberlausitz die unter dem Titel „Ost-Rand Geschichten“ demnächst beim Oberlausitzer Verlag erscheint.
Heute möchte ich Ihnen einen Auszug aus meinem Beitrag vorstellen:
Von Mönchen und Mythen
Als sie den Dom verließen, referierte Alfons: „Der Bautzner Dom ist das höchste Bauwerk Bautzens und die erste Simultankirche Deutschlands.“
„Was ist eine Sultankirche? Wohnt da ein Sultan?“
Alfons grinste. Das kleine Mädchen war ihm schon vorhin aufgefallen. Seine Eltern hatten ihre liebe Not damit, die Flausen ihrer Tochter im Zaum zu halten und trotzdem der Stadtführung zu folgen.
„Keine Sultankirche, sondern Simultan, das bedeutet so viel wie gleichzeitig. In unserem Dom finden evangelische und katholische Gottesdienste statt“, erklärte er geduldig.
„Gleichzeitig?“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte das Mädchen ihn an. In der Gruppe kicherte es.
„Nein, das nicht“, korrigierte Alfons, „aber das wäre mal ein Spaß. Stell dir vor, wie die Organisten streiten, wer zuerst spielen darf, und die Pfarrer schubsen sich gegenseitig von der Kanzel.“
Das kleine Mädchen lachte und die meisten der Touristengruppe ebenso. Nur ein älteres Ehepaar schaute etwas pikiert.
„Lassen Sie uns nun weitergehen. Hier zur Linken sehen Sie unser Senfmuseum, was auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Sollten Sie uns einmal im September besuchen, gibt es in vielen Restaurants hier in Bautzen die traditionellen Senfwochen. Da bekommen Sie sogar Cocktails mit Senf.“ Während einige seiner Gäste angewidert die Nase rümpften, schienen andere diese Komposition für durchaus interessant zu halten.
Alfons winkte noch der Kassiererin zu, die eben die Ladentür schloss, weil ein Wind aufkam. Seine Begleiter zogen die Jacken über und aus dem Flüstern vernahm er die Sorge über ein drohendes Unwetter. Nur das kleine Mädchen hüpfte mit wippenden Zöpfen völlig unbedarft neben ihm her.
Seit sieben Jahren führte Alfons, verkleidet als Bruder Matthias, Touristengruppen durch seine Heimatstadt.
„Hier stehen wir vor der Ruine der Franziskanerkirche, quasi meiner alten Wirkstätte.“
Der Wind frischte auf und Alfons blickte besorgt gen Westen, wo schon ein Grollen zu vernehmen war.
„Ich würde vorschlagen, wir gehen noch bis zur Ortenburg. Da erzähle ich Ihnen gern mehr über die Franziskaner. Dort können wir uns auch im Burgtheater unterstellen, falls es einen Schauer gibt.“
So schnell hatte er doch nicht mit dem Aufziehen des Unwetters gerechnet. Ein Blitz, gefolgt von einem fürchterlichen Knall und um Alfons herum wurde es dunkel.
Sind Sie neugierig, wie es mit Alfons weitergeht und haben Lust auf weitere Oberlausitzer Geschichten? Dann fragen Sie beim Buchhändler Ihres Vertrauens nach den „Ost-Rand Geschichten“, die demnächst erscheinen.
Ihre Krissi Brückner
(Bilder von Pixabay)
In dem dunklen Märchenwald
lacht die Hexe, dass es schallt.
Zwei Kinder hat sie eingefangen,
die sind den falschen Weg gegangen.
Auf dem Schild, dem großen roten
stand: „Betreten hier verboten!“;
doch sie konnten es nicht lesen,
sind in der Schule nie gewesen.
Der Wolf mit seinem dicken Bauch
liegt träge unterm Haselstrauch.
Er ist zwar satt, doch sagt sein Magen:
„Ein Häppchen könnt ich noch vertragen.“
Der dumme Wolf hat sich verzählt,
sechs Geißlein da, das siebte fehlt.
Statt das Zählen zu erlernen,
heulte er zu Mond und Sternen.
Schneewittchen war zwar jung und schön,
doch konnt‘ sie nie zur Schule geh’n.
Und so fiel sie stets von Neu’m
auf die Königin herein.
Könnte sie ein Schild nur schreiben:
„Händler bitte draußen bleiben!“
Dann wäre ihr und auch den Sieben
viel Kummer wohl erspart geblieben.
Schreiben, Rechnen und auch Lesen
wären im Märchen nützlich gewesen.
Wollt ihr lernen und versteh’n
müsst ihr nur zur Schule geh’n.
Allen Schulkindern wünsche ich einen guten Start ins neue Schuljahr und den Schulanfängern und deren Familien einen spannenden neuen Lebensabschnitt.
Ihre Krissi Brückner
(Foto Pixabay)
„Mama, guck doch mal, der ist so niedlich.“
„Ja, Marie, aber komm doch jetzt. Du wolltest doch Karussell fahren.“
„Aber Mama, nur noch ein bisschen.“
Marie kniete auf der einen Seite des Bauzauns, der das Festgelände von den Stellplätzen der Schausteller abgrenzte, während auf der anderen Seite ein Mischlingswelpe auf und ab lief und zwischendurch immer wieder an ihrer Hand schnüffelte. Ihre Mutter sah es nicht gern, wenn Marie mit fremden Tieren spielte. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst als Kind von einem Hund gebissen wurde.
„Bitte, komm doch jetzt. Wir sind doch nicht wegen des Hundes hergekommen.“ Langsam gingen Franziska Schmidt die Nerven aus. Sie wusste, wie sehr ihre Fünfjährige Tiere liebte, aber wegen der Tierhaarallergie ihres Mannes konnten sie nicht mal einen Hamster halten.
„Och menno.“ Widerwillig stand Marie auf.
„Vielleicht hätten wir doch erst einen Mittagsschlaf machen sollen“, sagte Frau Schmidt.
Der Jahrmarkt lockte auch Ella und Kathi aus der Wohnung. Vor allem das Riesenrad hatte es ihnen angetan. Von ganz oben konnte man bei so klarem Wetter wie heute kilometerweit über das Land blicken. Nachdem sie ausgestiegen waren, steuerten sie zielgerichtet auf die Softeisbude zu, wo sich aufgrund der sommerlichen Temperaturen eine beträchtliche Schlange gebildet hatte.
„Mama, können wir dem kleinen Hund auch ein Eis bringen? Dem ist bestimmt auch warm.“ Ein Stück vor ihnen stand ein Mädchen und zupfte seine Mutter am Ärmel. „Aber Marie, Hunde dürfen kein Eis essen, die vertragen das nicht.“ Die Kleine zog eine enttäuschte Schnute. „Können wir ihm dann ein Wiener bringen?“
„Marie, jetzt ist aber gut. Der Hund gehört jemandem und der wird sich auch um ihn kümmern.“ Langsam wurde die Frau ungehalten und Ella wusste nicht, wen sie mehr bedauern sollte; die Mutter, die dem Mädchen sicher nicht gern alle Wünsche abschlug, oder die Kleine, die so enttäuscht war.
„Mama, mir ist langweilig.“
„Schätzchen, wir wollten doch ein Eis essen und ganz viele andere Leute haben heut dieselbe Idee. Da müssen wir eben ein bisschen warten.“ Marie nahm diese Erklärung hin und tänzelte in der Reihe vor und zurück. „Magst du lieber ein Softeis, heute gibt es Mango-Vanille. Oder eine Kugel?“
„Dann will ich ein Zopfeis.“
Ella amüsierte sich über das kleine Mädchen. Auch sie hatte als Kind immer Zopfeis gesagt, weil die Spitze eben aussah wie das Ende eines Zopfes.
Die Schlange rückte nur langsam vorwärts und Franziska Schmidt hatte eine Bekannte getroffen, mit der sie sich unterhielt. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihre kleine Tochter, die das alte Karussell mit den Pferden bestaunte. Als sie endlich an der Reihe war, bestellte sie zwei Softeis.
„Marie, komm Eis essen“, rief sie in Richtung des Karussells. Auf den ersten Blick konnte sie ihr Kind nicht entdecken. „Marie!“ Die Stimme der Frau wurde aufgeregter. „Marie, lass die Scherze.“ Eilig lief sie eine Runde um das Fahrgeschäft und schaute, ob ihre Tochter sich vielleicht vor Langeweile auf eines der Pferde gesetzt hatte.
„Haben Sie ein kleines Mädchen gesehen, brünett, mit Zöpfen und ein hellblaues Kleid mit Punkten. Sie war eben noch da und jetzt…“ Panik schwang in der Stimme der Mutter mit. Sie sprach die Leute an, die hinter ihnen in der Warteschlange am Eiswagen gestanden hatten.
„Bitte beruhigen Sie sich. Wir helfen Ihnen suchen.“ Kathi legte der aufgeregten Frau tröstend die Hand auf den Arm.
„Müssen wir nicht die Polizei rufen?“
„Erst einmal suchen wir selbst“, reagierte Ella beherzt. „Wo wollte Ihre Tochter denn unbedingt hin, da suchen wir zuerst.“
„Sie wollte zu dem Karussell, Eis essen und an die Losbude“, erklärte Franziska Schmidt mit erstickter Stimme.
„Gut, dann bleiben Sie hier, falls sie hierher zurückkommt. Kathi, du beobachtest den Eisstand, ich geh zur Losbude“, wies Ella an. Die Frauen nickten und Ella lief los, blickte sich um doch auch auf dem Weg und an der Losbude war Marie nicht zu sehen. Fragen an die Losverkäufer nach dem kleinen Mädchen wurden verneint. Nun wurde auch ihr mulmig zumute. Erfolglos kehrte sie zu Kathi und Frau Schmidt zurück.
„Sagen Sie bitte, haben Sie mit Marie eine Absprache, was sie machen soll, wenn Sie sich verlieren?“
„Nicht so direkt, sie ist ja auch noch so klein und eigentlich läuft sie auch nicht weg.“ Inzwischen standen ihr die Tränen in den Augen. „Was, wenn ihr was passiert ist?“
Plötzlich fiel Ella etwas ein. „Was ist das für ein Hund, von dem Marie vorhin gesprochen hat?“
„Ach der. Den haben wir bei den Schaustellern gesehen, als wir vom Parkplatz hergelaufen sind und…“, sie unterbrach sich selbst, „Sie denken doch nicht etwa…?“
„Kathi, wartest du bitte hier, falls sie doch hier auftauchen sollte?“ Kathi nickte und ließ ihren Blick weiter über den Platz schweifen.
Ella und Frau Schmidt liefen derweil zu den Campern der Schausteller. Als sie am Zaun ankamen, trauten sie ihren Augen kaum. Im Schatten eines der Wohnwagen schlief ein kleines Mädchen mit einem Mischlingswelpen im Arm.
„Marie! Oh mein Gott, da bist du ja.“ Frau Schmidt schlug gegen den Zaun und weinte vor Erleichterung. Marie öffnete träge die Augen. „Wie bist du nur da reingekommen?“
„Mama.“ Verschlafen schob das Mädchen den kleinen Hund zur Seite, lief dann zum nächsten Wohnwagen und quetschte sich durch die Lücke zwischen zwei Zaunfeldern.
Die Mutter drückte ihre Tochter fest an sich. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht, du kannst doch nicht einfach weglaufen.“
„Mir war so langweilig und dem kleinen Hundchen auch. Dann haben wir ein bisschen gespielt und weil ich so müde war, hab ich mich hingesetzt…“
„… und bist eingeschlafen“, mischte Ella sich jetzt ein. „Junge Dame, du hast hier einige Leute ganz schön auf Trab gehalten.“
Marie senkte verschämt den Blick. „Tut mir leid, der war so niedlich und ich darf keine Haustiere haben, weil Papa davon krank wird. Ich lauf nie wieder weg, versprochen.“
„Ich bin einfach nur froh, dass nichts passiert ist.“ Frau Schmidt sah Elle dankbar an. Darf ich mich bei Ihnen und Ihrer Freundin für Ihre Hilfe mit einem Eis revanchieren?“
Ella lachte. „Eis geht immer. Vor allem, wenn die Gemüter so erhitzt sind.“