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In geheimer Mission – Teil 1

von | 21. Mai 2021

Mai cover erzgebirgeIn der Anthologie „Schatten über dem Erzgebirge“ haben die Geschichten von 22 Autorinnen und Autoren aus Tschechien und Deutschland ihre Schauplätze jeweils an einer Welterbestätte. Die Handlungen sind zweisprachig abgedruckt und illustriert und entführen die Leserinnen und Leser an diese Orte, nehmen sie mit in die Historie und entfachen Neugier, diese zu besuchen.
Meine Kurzgeschichte spielt in der Montanlandschaft Altenberg-Zinnwald, zu der ich seit meiner Biathlonlaufbahn einen besonderen Bezug habe. Natürlich ist die Handlung der Geschichte ausgedacht.

Ich wusste, dass es einmal so mit mir zu Ende gehen würde. Nur wann es so weit sein und wie es passieren könnte, das war mir nie klar gewesen. Aber es passte! Natürlich passte es. Es hätte mich überall erwischen können. Aber nein, es musste die Waffenkammer sein. Ausgerechnet. Und nicht nur der Ort fügte sich in das perfekte Bild meines Todes, auch die Umstände hätten nicht besser sein können. Damit hatte ich doch bewiesen, was ich seit Monaten der Öffentlichkeit kundtat und was niemand hören wollte: Frauen können diesen Sport nicht ausüben! Biathlon gehört den Männern!
Ich wollte lachen, hörte aber nur ein Grunzen. War ich das?
Plötzliche Hektik und laute Stimmen holten mich aus meinen Gedanken. Und damit den Schmerz in mein Bewusstsein. Sie zerrten an mir, schrien laut, hoben mich und doch fiel ich. Das schwarze Loch zog mich magisch an.
Das war es also, das Ende! Aber nicht nur meines, dachte ich. Jetzt würden sie es endlich begreifen.
Ein Bild ploppte auf und katapultierte mich noch einmal in die Vergangenheit. Zurück an den Tag, als das Unheil seinen Lauf nahm.
„Das ist nicht dein Ernst! Das machen die nicht!“ Entsetzt trat ich einen Schritt zurück.
Mein Kollege schaute mich ungläubig an. „Warum nicht? Im Westen gibt’s das doch schon eine ganze Weile. Wurde langsam Zeit, dass wir nachziehen. Außerdem tut das dem Laden hier sicher gut. Zu viele Männer, wenn du verstehst, was ich meine.“
Er zwinkerte.
Nein, das verstand ich ganz und gar nicht. Das brachte nur Ärger! Flintenweiber, so ein Quatsch! Biathlon war eine Männerdomäne. Da hatten Frauen nichts zu suchen.
Das war wie beim Bergbau. 30 Jahre lang war ich mit meinen Jungs in den Arno-Lippmann-Schacht eingefahren. Alles hartgesottene Männer, gestandene Kerle. Wie habe ich diese Arbeit geliebt. Aber der Rücken wollte nicht mehr. Als ich kaum noch kriechen konnte, haben sie mir einen anderen Job ans Herz gelegt. Sie haben mich rausgeschmissen. Einfach so. Von heute auf morgen war ich beurlaubt und stand auf der Straße. Allein! Keine eigene Familie, keine Arbeit, keine Freunde.
Aber meine Ruhe hatte ich trotzdem nicht. Ständig kamen meine Schwestern vorbei und wollten mich bemuttern. So wie früher, als wir noch alle zusammen bei der Mutter wohnten. Kein Vater, dafür fünf Schwestern. Und ich der Nachzügler. Wie ich die Weiber hasste!
Ein neuer Job hatte also dringend hergemusst. Besondere Ansprüche hatte ich keine. Wichtig war nur, dass ich nichts mit Frauen zu tun haben müsste. Da kam mir die Stelle als Hausmeister beim Sportklub in Zinnwald gerade recht. Wobei ich kaum im Haus tätig war. Ich hatte die Laufstrecken sauber zu halten und musste für Ordnung in der Schießhalle sorgen.
Meine Schwestern ließen mich wieder in Ruhe und ich hatte neue Jungs. Und jetzt diese Nachricht! Das durfte doch nicht wahr sein!
Kurze Zeit später trafen die ersten Grazien ein. Neun von ihnen hatten sich bei Sichtungslehrgängen durchgesetzt. Und ich hatte einen Plan … (Ende Teil 1)

 

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