Die Songwriterin aus der Oberlausitz. Seit mehr als 20 Jahren macht Anja Behrendt schon Livemusik.
Man kennt sie mit Gitarre und ihrer wunderbaren, einfühlsamen Stimme.
Gefühlvoller Deutschpop mit handgemachter Musik.
10 Fragen an die Oberlausitzerin:
1. Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Ich habe mir mit 6/7 Jahren eine Konzertgitarre gewünscht und dann ziemlich schnell festgestellt, dass das Spielen darauf noch nicht funktionierte. Also wünschte ich mir Gitarrenunterricht und bekam ihn dann von meiner Oma finanziert in der Musikschule Bautzen. Später sang ich zusätzlich im Chor und fand Gefallen daran Songs zu covern. Nach dem Tod meiner Oma schrieb ich meinen ersten eigenen Song namens „Bleib bei mir“!
2. Sie sind waschechte Oberlausitzerin !? Aber Sie singen hochdeutsch und akzentfrei. Haben Sie eine Sprach- und Gesangsausbildung?
Ich bin in Bautzen geboren und aufgewachsen. Dort spricht man nahezu hochdeutsch. Ich bin also eine waschechte Oberlausitzerin!
3. Sie haben eine feste, eigene Gruppe?
Nein, ich bin eine Solokünstlerin.
4. Ihr Slogan lautet“ Wenn Musik Leidenschaft ist“. Was bedeutet das für Sie?
Musik ist meine große Leidenschaft, mein Lebenselixier. Ich brauche sie, wie die Luft zum Atmen. Das Schöne an der Musik ist, dass es für jede Lebenslage den passenden Song gibt. Ich liebe es Menschen mit meinen Songs berühren zu können.
5. Was lieben Sie an Coversongs und wie leidenschaftlich arbeiten Sie an Ihren eigenen Produktionen?
Ich habe mit Coversongs meine Musik-Karriere gestartet, da diese Songs jeder mitsingen kann. Stück für Stück habe ich meine eigenen Songs in mein Programm einfließen lassen. Als ich merkte, wie gut meine Songs ankommen, habe ich die Coversongs reduziert. Dennoch singe ich auch heute noch ausgewählte und von mir geliebte Coversongs zwischendurch mit denen ich mich gut identifizieren kann. Meine eigenen Songs stehen aber an erster Stelle.
6. Wen möchten Sie mit Ihrer eigenen Musik erreichen? Ihre Palette geht von zarten, einfühlsamen Melodien und Texten, wie “ Das kleine Mädchen“ bis zum flotten Discofox „Die Verliererin“. Mit letzterem sind Sie ja auch 2022 ziemlich durchgestartet! Hat das Ihr Leben verändert?
Ich möchte mit meinen Songs Menschen berühren. Wenn ich meinem Publikum ein Lächeln, eine Gänsehaut oder Tränchen herbeizaubern kann, habe ich alles erreicht. Definitiv hat der Erfolg letztes Jahr mein Leben verändert. Meine Musik findet immer mehr Fans und das ist großartig!!
7. Wie hat die Corona-Zeit Ihre Kreativität beeinflusst?
Die Corona-Zeit habe ich genutzt um an meinem zweiten Album namens „Seelenanker“ zu arbeiten, welches 2022 erschien.
8. Welche Musik hören Sie am liebsten? Und welches sind Ihre Hobbys?
Ich höre sehr vielseitig Musik und tanze auch ab und an sehr gerne. Von Depeche Mode über Mark Forster, Tracy Chapman, Westernhagen bis hin zu Gestört aber Geil ist alles vertreten. Ansonsten bin ich sehr gern in der Natur unterwegs und lade dort meine Batterien wieder auf.
9. Wie verbunden sind Sie mit der Oberlausitz?
Ich habe auch einmal in Dresden gewohnt, aber es hat mich wieder in die Oberlausitz gezogen. Unsere Gegend hat alles zu bieten, was man sich wünsche kann. Berge, Seen, Fachwerkhäuser, wunderschöne Altstädte und herzliche Bewohner.
10. Wann können Ihre Fans Sie wo wiedersehen? Gibt es Pläne für neue Studioaufnahmen? Was sagt Ihr Terminkalender?
Vor kurzem war ich wieder im Studio, um einen brandneuen Song aufzunehmen. Das Video dafür drehen wir am 30.04. in Löbau. Folgende Termine stehen u.a. dieses Jahr noch an: 03.06.2023 Sams Markt Zittau 01.07.2023 Häusl‘ am Berg Löbau 05.08.2023 Stadtfest Rothenburg
Oberlausitz-art bedankt sich sehr für dieses Gespräch und wünscht Ihnen viel Erfolg und ein begeistertes Publikum.
Am Freitag, den 28.04.2023 lese ich, Sylvia Mönnich im Rahmen der Leipziger Buchmesse im Café Yellow des Kulturhauses auf der Steinstraße einige Episoden aus meinem Buch.
Menschen in Not. Rausgeschmissen mit dem, was sie auf dem Leib trugen und in ein paar Stunden zusammenpacken konnten. Eine Irrfahrt ins Ungewisse! Eine aktuelle, uns allen bewusste Situation wird so mancher denken. Aber die Geschichte zeigt uns, Vertreibung und Flucht waren ein Thema, dem sich die Menschen auch nach dem Zweiten Weltkrieg stellen mussten.
So in dieser Familiengeschichte recherchiert und zusammengetragen von Sylvia Mönnich. Ihre Mutter erlebte die Vertreibung aus Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg als Achtjährige, ausgewiesen aus dem ungarn-deutschen Dorf Felsönána mit vielen anderen deutschen Familien, die das gleiche, tragische Schicksal unverschuldet erlitten.
Des Vaters Geburtsstätte lag in der Nähe von Waldenburg, dem heutigen Walbrzych in Niederschlesien. Auch sein Schicksal war geprägt von Vertreibung und Neubeginn. Das Potsdamer Abkommen gab den Siegermächten nach Kriegsende das Recht, die seit dem 18. Jahrhundert in Ungarn oder Schlesien ansässigen Deutschen aus ihren Wirtschaften zu vertreiben und in die Grenzen des neuen Deutschlands zu verweisen. Für beide Familien ein einschneidendes Erlebnis und schmerzlicher Wendepunkt in ihrem Leben.
Sylvia Mönnichs Buch über den Lebensweg ihrer Vorfahren beginnt mit den Worten: „Raustreten! Sachen packen! Stiefel traten gegen die geschlossene Eingangstür, danach unverständliches Gebrüll.“ und macht uns neugierig. Wie kamen die Vorfahren ihrer Mutter überhaupt zu einer Bauernwirtschaft in Ungarn? Wie lebten sie in ihrer angestammten Heimat und warum wurden sie vertrieben? Warum brachte man Vaters Familie erst 1948 von Schlesien in das deutsche Schlema, Zentrum des Uranbergbaus? Welche Gefahren begegneten ihnen auf dem Track? Und was waren ihre Vorstellungen und Sehnsüchte an ihrem neuen Aufenthaltsort in Deutschland?
Sylvia Mönnich hat das Glück, dass ihre Eltern noch leben. Sie gruben tief in ihren Erinnerungen und überlieferten viele Begebenheiten und Episoden. Manches stammt aus den Erzählungen ihrer Großeltern oder anderer Zeitzeugen, denen sie heute gerne noch einmal zugehört hätte.
Aber fragen wir doch einmal die Autorin selbst, wie es dazu kam, dieses Buch zu schreiben.
„Vertrieben und dann?“ – Aus dem Leben meiner Eltern
Autorin Sylvia Mönnich
1. Was hat Sie veranlasst, eine Familienbiographie zu schreiben? Dass es ein äußerst spannendes und geschichtsträchtiges Thema ist, steht außer Frage.
Wie kam ich überhaupt zum Schreiben?
Ich weiß es noch genau, es war an einem Donnerstag im Juli 2020. Die Sonne signalisierte Urlaubsfeeling und das Thermometer kletterte auf 25 Grad. Den Berg Oybin kannte ich noch aus Kindheitstagen, er erschien mir heute als das ultimative Ziel. Der Zufall wollte es, dass mich mein Weg vom Parkplatz im Ort zum Aufstieg an der Hochzeitskirche durch den Oybiner Kurpark und über den Dammweg führte. Zwei Urlauber standen an einem Gartenzaun. Die Frau griff zum Prospekt in der kleinen Plastikbox am Eingangstor, legte es aber wieder hinein. Was wurde darauf angeboten?
Schreibkurse in der Schreibwerkstatt der Bestsellerautorin Martina Rellin
hier im malerisch gelegenen Kurort Oybin mitten im Zittauer Gebirge.
Ich war neugierig. Schreibkurse bei einer echten Schriftstellerin! Da musste ich hin. Gesagt, getan. Mit Herzklopfen rief ich bei ihr an. Noch im Juli habe ich mich für einen Schnupperkurs in Oybin angemeldet, der mir so gut gefiel, dass ich mich für eine Schreibwoche bei ihr im August 2020 eintrug. Mein Schreibprojekt sollte sich mit meinem zweiten Hobby – der Fotografie – verbinden. Ich hatte vor, meine Fotografien aus meinem Lieblingsurlaubsland Finnland mit den Geschichten dahinter zu vereinen.
Doch es kam anders. Als mir das Heft „Vertrieben“ von Monika Hahnspach, einer ehemaligen Kursteilnehmerin von Martina, in die Hände fiel, war mir klar, dass ich genau dieses Thema zum Gegenstand meines ersten Buches machen möchte. Wenn nicht jetzt, wann dann.
2. Wie verlief die Recherche zum Buch? Haben Sie die alte Heimat Ihrer Eltern selbst besucht?
Meine Großeltern haben nicht viel erzählt. In der DDR war das auch verboten. Die Begriffe Vertreibung oder Vertriebene durften nicht verwendet werden, man nannte sie Umsiedler oder Neubürger, als wären sie freiwillig nach Deutschland gekommen. Natürlich haben sie manchmal von früher berichtete, aber immer hinter vorgehaltener Hand. Sie haben das Unrecht verdrängt, so war es staatlicherseits gewollt und waren damit nicht alleine. Offizielle Vernetzungen von Vertriebenen, wie es die Vertriebenenorganisationen und Landsmannschaften in der BRD gab, wurden in der DDR nicht zugelassen. Wenn überhaupt boten die Kirchen eine Zufluchtsstätte für ihre Gedanken und das Heimweh.
Nach der politischen Wende wurde das anders. Die Vertriebenen, die sich im privaten Bereich immer verbunden hatten, durften über ihr Schicksal nun öffentlich berichten. Mein Großvater verstarb im Jahr 1983, meine Großmutter überlebte ihn zwanzig Jahre und erzählte manchmal. Heute bereue ich es, dass ich sie nicht genauer gefragt habe.
Mit meinen Eltern war ich vor der Wende öfter in Ungarn und wir haben ihren Heimatort Felsönána besucht, auch die Kirche, in der sie getauft wurde. Selbst für mich und meine Familie war Ungarn mit seiner „Badewanne“, dem Balaton oft ein beliebtes Urlaubsziel.
Gerne wäre ich für meine Recherchen noch einmal an die Orte zurückgekehrt, über die ich geschrieben habe, aber das Reisen in den Coronajahren erschwerte meinen Plan. Mein Mann und ich haben uns für diesen Sommer vorgenommen, dies nachzuholen und neben Felsönána das ungarn-deutsche Museum in Gyönk zu besuchen, im dem auch eine bunt bemalte Truhe meiner Großmutter ausgestellt ist.
Meine Eltern leben noch. Ich habe sie ganz viel gefragt und aufgeschrieben, was sie mir erzählt haben. Doch darf man nicht vergessen, dass sie Kinder waren und manches sich in der Erinnerung auch verklärt haben kann.
Auch andere Ungarnvertriebene haben mir Material zur Verfügung gestellt, das ich eingearbeitet habe.
3. Ab wann begannen sich Ihre Eltern in ihrer neuen Heimat wohlzufühlen?
Als sie sich im August 1951 in Schlema kennen lernten, war meine Mutter vierzehn und mein Vater sechzehn Jahre alt. Die Familie meines Vaters zog in die Wohnung neben der meiner Mutter. Beide waren Vertriebenenkinder und fühlten sich sofort miteinander verbunden. Meine Mutter lernte den Beruf einer Schneiderin, mein Vater wurde Dreher. Als meine Großeltern 1955 von Schlema nach Zittau zogen, wo viele der ungarn-deutschen Vertriebenen wohnten, musste meine Mutter musste mit. Mit meinen Vater war sie bereits verlobt. Natürlich zog er hinterher. 1956 gaben sie sich da Ja-Wort. Sie sind jetzt 67 Jahre verheiratet.
4. Welche Verbindungen gab es später in die alte Heimat? Oder wurden alle Brücken komplett abgebrochen?
Meine Großeltern haben ihr Zuhause nie wieder gesehen. Sie wollten nicht mehr an den Ort zurück, an dem ihre Vorfahren ihr ganzes Leben verbracht haben und der ihnen gestohlen wurde, ohne dass sie eine Schuld auf sich geladen haben.
Meine Mutter hat sich gefreut, dass sie ihre Heimat aus Kindertagen noch einmal besucht hat. Sie konnte sich mit den jetzigen Besitzern sogar in ihrer Landessprache ungarisch unterhalten.
5. Wie erging es den neuen Besitzern, welche den Hof der Eltern übernehmen mussten? Ihre Großeltern hatten ja noch ein gutes Verhältnis aufgebaut.
Was aus der damaligen Besitzerin wurde, weiß meine Mutti nicht. Später haben Ungarn das Haus übernommen, die ihnen auch den Hof noch einmal gezeigt haben und Verständnis für ihr Interesse hatten.
6. Was sagt Ihre Familie zu Ihren Recherchen? Für den ein oder anderen sind doch bestimmt neue Erkenntnisse und Aha-Effekte entstanden?
Die Familie findet es toll. Bis jetzt gab es nur positives Echo. Für sie habe ich ja auch dieses Buch geschrieben. Ich wünsche mir, dass die Geschichte meiner Familie und der vielen anderen, die dieses Schicksal teilten, nicht vergessen wird. Oft sind diejenigen, von denen ich berichte, nicht mehr am Leben oder weit in den Achtzigern. Aber ihre Kinder und Enkelkinder, oft gibt es schon Urenkel, sollen erfahren, wie ihre Vorfahren gelebt haben.
7. Wollen Sie das Buch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und wo kann es erworben werden?
Ich habe nicht geahnt, dass dieses Buch so viele Menschen interessiert. Bis jetzt kann man es nur über mich erwerben.
Man kann das Buch im festen Umschlag mit Lesebändchen und Fotografien aus längst vergangenen Zeiten für 28,00 € kaufen. Das ist natürlich ein besonderer Lesegenuss.
Doch diejenigen, die nicht so viel Geld ausgeben wollen, können es auch als Taschenbuch für 13,50 € erhalten.
Meine E-Mai-Anschrift lautet: .
Sie erreichen mich telefonisch unter 03593230551 oder mobil 01605312393
Auszug aus „Vertrieben und dann?“
Raustreten! Sachen nehmen!
Stiefel traten gegen die geschlossene Eingangstür, danach unverständliches Gebrüll.
„Raustreten! Sachen nehmen! Das, was ihr tragen könnt!“, schrie die Stimme in barschem Ton. „Ihr habt zwei Stunden Zeit!“
Entsetzen!
Es war der 25. August 1947. Elisabeth erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen. Nie wieder hatte sie so viel Angst, wie damals als Kind, auch wenn seitdem über sieben Jahrzehnte vergangen waren.
Elisabeth – früher Lieschen oder Liesbeth genannt – denkt an eine sonnige Kindheit zurück. Bis zum Kriegsende im Jahre 1945 wuselte die damals Achtjährige unbeschwert zwischen den Beinen ihrer Mutter, noch viel lieber ihrer Großmutter herum. Der Bauernhof, auf dem sie aufwuchs, war ihr Paradies. Stundenlang schaute sie den Hühnern zu, wie sie die dicken, großen Maiskörner pickten. Sie drückte ihre Puppe an sich, die ihr Patenonkel Janós geschenkt hatte. Der Kopf war mit Lappen umwickelt und mit Stroh ausgestopft, den Puppenkörper hatte ihre Tante aus eingefärbter Wolle gehäkelt und ihr große schwarze Augen aufgestickt. Es war Lieschens erste Puppe und sie liebte sie abgöttisch. Ihr sieben Jahre älterer Bruder Friedrich half schon tüchtig in der Bauernwirtschaft, er hätte sie eines Tages übernehmen sollen. Es kam anders.
Wer melkt die Kühe?
Der Bauernhof der Familie Schmidt gehörte fortan einer alleinstehenden Ungarin mit zwei kleinen Kindern, die aus der Kleinstadt Békéscsaba im Südosten Ungarns zwangsumgesiedelt wurde. Das Nebeneinanderleben mehrerer Nationen an der rumänischen Grenze und die Umorganisation der Staatsgrenzen mit dem groß angelegten Bevölkerungsaustausch nach dem Zweiten Weltkrieg bedrohte auch die Existenz der Städterin. Dass die Regierung ihr einen Bauernhof zuwies, der bis dahin einer fremden, ungarn-deutschen Großfamilie gehörte, überstieg ihre Vorstellungskraft. Aus Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder übernahm sie die ihr zugeteilte Wirtschaft und starrte verzweifelt auf Schweine, Kühe und Gänse.
Die ungarn-deutsche Familie Schmidt wurde im Jahr des Kriegsendes noch nicht vertrieben, sondern zunächst ihres Besitzes beraubt. Sie hauste mit der Neueigentümerin auf dem Gelände und musste mit ansehen, wie die Neue ihren seit Generationen in Familienhand geführten Bauernhof ohne Sinn und Verstand runterwirtschaftete.
„Friedrich, hast du gesehen, was sie unseren Schweinen füttert? Bekommen die denn überhaupt Futter? Ich höre sie so laut quieken!“, flüsterte seine betagte Mutter Katharina.
„Das sind nicht mehr unsere Schweine. Und ich höre nur Gebrüll aus dem Nachbarhof.“, brummte er viel zu barsch.
„Das hat uns der Herr im Himmel angetan.“, hauchte sie kaum vernehmbar und wagte nicht, den Blick zu heben.
Lieschens Vater Friedrich lehnte sich an das Fenster und lugte durch die Spalten der geschlossenen Fensterläden. Staubkörnchen flirrten im Licht der untergehenden Sonne. Mit der Hand strich er sich durch sein schütteres Haar. Was er erspähte, bereitete auch ihm Kopfschmerzen. Seine Mutter hatte recht, trotzdem wollte er es ihr gegenüber nicht zugeben. Schlief sie vor Sorge auch so schon keine Nacht.
Die Tür zum Schweinestall quietschte erbärmlich und holte ihn aus seinen Gedanken. Die Neubäuerin hatte sich eine viel zu große Schürze umgebunden und lief barfuß mit einer von seinen Emailleschüsseln in den Händen über den staubtrockenen Platz. Den Schweinen warf sie tatsächlich vor, was vom Essen übrigblieb und das war nicht viel. Wovon sollten sie fett werden bis zum Schlachten? Schweineschlachten diente dem Überleben der Menschen im Winter. Ob sie das wusste? Seine Gedanken kreisten um die ungewisse Zukunft seiner Familie und vor allem darum, wie er die Alten und die Kinder vor dem Hungern bewahren konnte.
Sein Blick wanderte zum Federvieh. Die hauseigenen Gänse saugten nach jedem Regenguss das Wasser aus den Pfützen oder trollten sich zum Tümpel an der Grundstücksgrenze. Auf dem angrenzenden Feld fraßen sie alles, was ihnen unter den Schnabel kam. Sie ernährten sich von Pflanzen, Samen oder Früchten, manchmal sogar von Würmern oder Schnecken.
Doch die Kühe standen mit prall gefüllten Eutern im Stall und mussten gemolken werden. Er sah die Neubäuerin verzweifelt auf dem hölzernen Melkschemel hocken, weil nicht ein einziger Tropfen Milch in die Kanne floss. Das Brüllen der Milchkühe konnte sich Elisabeths Vater nicht länger mehr mit anhören.
Friedrich trat aus der Tür und atmete einen Schwall heißer Sommerluft ein.
„Geht weg, so wird das nichts! Lasst mich ran.“
In Ungarn sagte man nicht du zueinander oder sie. Man redete sich immer in der dritten Person an.
„Na, geht schon. Ich zeige es euch.“, herrschte er die ungeschickt hantierende Zugezogene an. Ungläubig fixierte sie ihn und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Wollte der Mann in den zerschlissenen Sachen ihr wirklich helfen? Unbeholfen stand sie auf. Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Die Kuh schlägt mit dem Huf nach mir.“, schluchzte sie und überließ ihm den Melkschemel.
Friedrich konnte nicht anders. Unter seiner Anleitung lernte sie in den darauffolgenden Monaten vieles, was auf dem Bauernhof zu tun war, so auch das Melken. Dafür teilte sie mit den Ungarn-Deutschen das, was sie nun gemeinsam erwirtschafteten. Wäre nicht der 25. August 1947 gekommen, hätten sie vielleicht eine Schicksalsgemeinschaft bilden können. Es sollte nicht sein.
Unsere Dorfkirche wird von einem alten Friedhof umgeben. Viele Menschen fühlen sich mit diesem Ort verbunden. Manche nehmen an Gottesdiensten teil, andere erfreuen sich nur am Klang der Glocken. Aber allen Besuchern des Friedhofes ist eines gemeinsam, sie besuchen die Gräber von Angehörigen und Freunden, finden Trost und Besinnung dabei.
Wenn die Grabstätten alljährlich neu bepflanzt, geschmückt und gepflegt werden, beginnt die Zeit des Gießens. Dabei hat sich in den letzten Jahren auf unserem Friedhof eine schöne kleine Tradition entwickelt:
Neben der Wasserstelle wird man von einer Reihe bereits gefüllter Gießkannen erwartet und kann sich gleich bedienen. Das kalte Brunnenwasser hatte genug Zeit, um sich an der Luft zu erwärmen. Das wissen vor allem die Blumen zu schätzen. Doch auch als „Gießer“ freut man sich über einen solchen Empfang.
Hier hat ein anderer etwas für mich vorbereitet, hat mitgedacht und vorgesorgt. Deshalb geschieht es wie selbstverständlich, dass ich nach getaner Arbeit die Kannen, die ich geleert habe, wieder auffülle – für den Nächsten.
Manchmal frage ich mich: „Wer wird es sein?“ … und wünsche ihm in Gedanken einen guten Tag.
So hat jeder nicht mehr und nicht weniger zu tun, als wenn er die Kannen für sich selbst füllt. Und trotzdem ist etwas Gutes dazugekommen: ein wenig Fürsorge auf der einen und Dankbarkeit auf der anderen Seite.
Das zweite Jahresviertel beginnt und mit ihm die Jahreszeit, die von vielen Menschen als die am meisten geliebte beschrieben wird.
Ich frage mich, warum das so ist. Wahrscheinlich sehnen wir uns nach der Sicherheit, die wir fühlen, wenn nach der Winterruhe immer wieder ein neuer Frühling folgt.
Beständig und zuverlässig wiederholen sich in der Natur Ruhepausen und Wachstum. Neues entsteht – in ganz eigenem Tempo.
Ich glaube, davon können wir uns etwas abschauen, und deshalb wünsche ich Ihnen genug Zeit, um die frische und energiegeladene Frühlingsluft bei Spaziergängen oder bei ersten Gartenarbeiten zu genießen.
Die Düfte, Töne und Farben dieser Zeit sind ein Geschenk, dass wir auf vielfältige Weise entdecken dürfen.
31.03.2023 – Gelungene Vernissage des Fotografen Haiko Spottke in der Stadtbibliothek Bautzen.
Viele Besucher kamen zur Eröffnung der Ausstellung „Augenblicke – aus meiner Sicht“ Die Laudatio hielt Frau Krauße, Herr Krauße war am Keyboard.
Ganz neu sind die Fotos von Sand 1m x 1m auf Alu-Dibond. Diese sind auf der größten ostfriesischen Insel Borkum im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer entstanden.
Haiko Spottke hat hier Sand mit der Kamera neu entdeckt. Was auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, sieht er am PC in seinen Bildern, feine Unterschiede, ungewöhnliche Farben und Strukturen.
Also ist Sand nicht gleich Sand, die Sichtweise ist entscheidend, wie so vieles im Leben.
Manchmal ergänzen eigene lyrische Texte/ Gedichte die Fotos, beschreiben die Gefühle und Stimmungen, die Haiko Spottke mit diesen Fotos verbindet.
Das Besondere sehen. Momente und Emotionen festhalten.
Dem Betrachter zum Sinn der „eingefangenen AugenBlicke“ führen.
Oberlausitz-art ist heute zu Gast bei Falout. Eine junge Band aus der Nähe von Bischofswerda.
Uns empfängt ein Proberaum mit „hölzerner“ Atmosphäre. Das irritiert doch schon ein wenig.
Immerhin treffen wir eine junge, engagierte Metal-Band, welche bereits eine feste Fangemeinschaft hat, wenn man Insiderberichten glauben kann.
Aber wir wollen uns davon natürlich zuerst einmal selber überzeugen und bitten die Jungs uns eine Kostprobe ihres Könnens zu geben.
Da lässt sich natürlich keiner lange bitten. Mit dem Hinweis “ es könnte etwas laut werden“ wird Gehörschutz verteilt. Die Fenster sind geschlossen. Kurzes Stimmen der Instrumente und schon erklingen die ersten Töne des ersten eigenen Songs.
Es geht sofort voll zur Sache. Schnell wechselnde Akkorde, die Luft vibriert, die markante Stimme des Sängers kommt hinzu und doch ist alles im Flow, passt zusammen und macht irgendwie den Kopf frei. Schon bald sind wir im Rhythmus drin und folgen einfach dem Treiben auf der kleinen Proberaumbühne. Die Jungs legen sich mächtig ins Zeug. Der Bass drängt sich nach vorn, die E-Gitarre folgt, noch ein Schlagzeugwirbel und plötzlich wieder Stille.
Wir sind begeistert und jetzt wird uns auch klar, warum der Nachbar was gegen das geschlossene Fenster hat. Für ihn einfach ein Privatkonzert mit Heimvorteil und die Jungs erfüllen ihm auch des Öfteren den Wunsch.
Jetzt wollen wir natürlich genau wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Also eins ist schon mal sicher, aus den Zeiten der Schülerband sind die drei jungen Männer lange raus.
Eine absolute Rangfolge gibt es nicht. Es wird gemeinsam geplant und die Entscheidungen werden im Kollektiv getroffen und doch hat jeder auch seine feste Position mit individuellen Aufgaben.
Sänger und Bassist Birk ist kreativer Kopf der Band. Aus seiner Feder kommen Text und das musikalische Gerüst. Für die Metal-Band brennt er, steht aber auch fest im wahren Leben und studiert an der TU Dresden das Fach Regenerative Energien.
Artur hat mit seinem Vater den Proberaum ausgebaut, macht sein Abitur und ist der Drummer der Band.
Voller Leidenschaft erzählt er uns von der Entstehung der Band, ihren Träumen und Plänen.
Er ist der organisatorische Leiter.
Theo, der jüngste im Bund, spielt die E-Gitarre. Ihm wurde die Musik bereits in die Wiege gelegt.
Alle in seiner Familie spielen ein Instrument. Von der Gründung einer Musikschule bis zum Betreiben eines Musikgeschäftes in Dresden ist alles dabei. In seinen Händen liegt die Buchhaltung.
Um die Band komplett zu machen, ist man aktuell dabei, einen vierten Mann zu finden. Aber auch da ist die Entscheidung wohl schon gefallen. Sobald die zweite E-Gitarre sein Gesellenstück fertig und seine Prüfung erfolgreich bestanden hat, wollen die vier jungen Musiker so richtig durchstarten.
Natürlich wollen wir noch wissen, wie die Band zu ihrem Namen gekommen ist. Eine Metal-Band Fallout gab es bereits Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre. „Aber die schrieben sich mit zwei L und wir dachten, der Name und seine Bedeutung -nuklearer Niederschlag- passt trotzdem zu uns“, sagt Artur. „Also haben wir kurzerhand ein L weggelassen und nennen uns seit dem Falout. Das unterstreicht am besten unsere Musik und unsere Antikriegseinstellung.“
Seit ihrer Gründung im Jahr 2019 spielen die Jungs ausschließlich Coversongs aus der Richtung Metal und Rock. Das soll sich bald ändern. „Aktuell stellen wir unser Repertoire auf eigene Songs um“, verrät uns Artur. Ein Stück durften wir eingangs schon hören, an vier weiteren wird kräftig gearbeitet. Noch dieses Jahr soll eine erste EP rauskommen. Das treibt die Band natürlich richtig an. Aber das ist auch verständlich, mussten sie doch schon kurz nach ihrer Bandgründung und ersten hoffnungsvollen Konzerten eine Zwangspause durch Corona einlegen.
Am Veranstaltungsplan wird fleißig gearbeitet, Termine klargemacht, Angebote gecheckt, Songs einstudiert.
In einem ist sich Falout sicher. Das wird ihr Jahr, mit ostdeutschem Heavy Metal, neuen Songs, laut und mit offenem Fenster.
Wir dürfen gespannt sein.
Wenn Ihr mehr über die Band wissen wollt, dann besucht einfach ihr Profil auf oberlausitz-art.
Unter der Rubrik -MUSIKER & BANDS- stellen sich die vier jungen Männer vor.
INKFIELDS ON TOUR – Schottland trifft die Oberlausitz
Special Guest: STEIN / :folk de deuil:
Autor : Norbert Strahl (Gruppe Stein)
Inkfields kommt ursprünglich aus Schottland. Als Soloact oder mit Freunden spielte er schon in Australien, Italien, Schottland und Deutschland.
Musik ist seine Leidenschaft, die er jetzt auch zu seinem Beruf machen konnte.
Alle Lieder auf seinen zwei, auf Bandcamp erschienen, EP`s sind selbst geschrieben, aufgenommen, produziert und gemastert.
Inkfields steht für experimentellen Indie – Pop. Die Kombination aus innovativen Live-Loop-Performances, dick strukturierten Platten und originalen handgezeichneten Kunstwerken macht Inkfields zu einem einzigartigen Künstler.
ABER … wie verschlägt es einen gebürtigen Schotten ausgerechnet nach LÖBAU?
Natürlich – die LIEBE! Seine Frau Karo, welche auch gemeinsam mit ihm musiziert, wurde in Löbau geboren und wanderte mit ihm gemeinsam ins schöne Edinburgh aus.
Sam mag Löbau – allein schon „wegen dem Kleinstadtflair“.
Er selbst lebte bislang nur in Großstädten wie Sydney, London, Stockholm und Glasgow, doch Sachsen, so sagt er selbst, „hat die schönsten Städte“.
UND … Sam liebt das deutsche Essen!!!
Inkfields steht für experimentellen Indie–Pop;
Selbst geschrieben, selbst aufgenommen, selbst produziert …ein Ausnahmetalent!
Den Deutsch–Schottischen Abend begleiten die Löbauer Lokalmatadoren der Band STEIN mit Ihrem ganz besonderen Musikstil, den sie selbst als „Trauerfolk“ bezeichnet.
Eine musikalische Mischung , auf die ihr gespannt sein dürft!
Tickets sind unter:
www.joki-loebau.de
und in der Tourist-Information Löbau (Tel.: 03585 450140) sowie an der Abendkasse erhältlich.
Waltraud Lorek – Malerei und Grafik
Im Restaurant „Grünschnabel“
Die Schönheit der Natur und das Leben der Menschen abbilden, dafür brennt sie.
Das ist ihre Mission.
Schon in der Kindheit fasziniert sie die Kunst und mit der Zeit wurde ihre kreative Ader immer
ausgeprägter.
Geboren wurde Waltraud Lorek 1967 in Oschatz. Im Alter von etwa zehn Jahren begann sie damit,
Portraits ihrer Eltern und Geschwister zu zeichnen. Ihr Onkel, der Radebeuler Architekt und Zeichner
Thilo Hänsel (1939 – 2017), nahm sie in die Natur mit und zeigte ihr verschiedene Techniken,
Von sich selber sagt Sie:
„Im Zoo nahm ich immer meinen Skizzenblock mit, um die verschiedensten Tiere abzubilden und
Schnelligkeit zu üben. Auch an der Haltestelle oder im Restaurant zeichnete ich unbemerkt die
Menschen, die mich umgaben. So schulte sich das Auge und die Hand lernte, dieses umzusetzen.
Vor etwa 12 Jahren entdeckte ich eher zufällig die Pastellkreiden. Nach kurzer Zeit wuchs meine
Begeisterung über diese neue Malart, ich gewann diese unscheinbar wirkenden Kreiden, die oft
zerbrachen, lieb und fing an, damit zu malen. Ich entdeckte Künstler wie Jean-Étienne Liotard (Das
Schokoladenmädchen, 1744), ein großartiger Künstler, der mich sehr faszinierte. Über die
vergangenen Jahre fand ich dann zu meinem persönlichen Stil in der Pastellmalerei.“
So trifft man die begabte Malerin vorrangig draußen in der Natur.
„Am liebsten male ich in der Natur. Es ist immer wieder eine Herausforderung, beim Wechselspiel
des Lichtes den eigenen Eindruck des Motives festzuhalten .Aber mich begeistert es, die Natur mit
allen Sinnen zu erleben und mittendrin zu sein, das wiederzugeben, was mir wichtig ist, wovon ich
fasziniert bin.“
Wer Lust auf die Arbeiten von Waltraud Lorek bekommen hat, der kann ihre Werke aktuell in
Bautzen und Dresden bewundern.
– Aktuelle Ausstellung in Bautzen 22.März bis Mitte Juni 2023
Restaurant Grünschnabel, Kurt-Pchalek-Straße 2
Bautzener Motive, Stillleben mit Früchten, Blumenaquarelle und Landschaft
– Geschäftsräume von KREACON, Unterer Kreuzweg 6, Dresden 01097
Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten und nach Vereinbarung besichtigt werden.
Sechs unterschiedliche Handschriften der Malerei und Grafik präsentieren sich ab heute den Besuchern von Rathaus, Sparkasse und Bücherei in Wilthen.
Die Künstlerinnen zeigen mit ausdrucksstarken Arbeiten ihre Sicht auf unsere Heimat und setzen Gefühle gekonnt um. Letztendlich entstand eine Ausstellung, die bunter und vielfältiger nicht sein könnte.
Die Ausstellenden Frauen sind Christine Jahns, Gudrun Lerch, Michaela Mönch, Ludmilla Panse, Christiane Willroth und Elke Woltersdorf.
Organisiert und ausgerichtet wurde die Ausstellung, wie immer, vom Wilthener Kultur- und Kunstverein.
Zu sehen sind die Werke während der normalen Öffnungszeiten der drei Ausstellungsorte.