Der Schauspieler

Der Schauspieler

Oktober – Eine Erinnerung an das Ende der 80iger Jahre.

Ein Kapitel aus dem Roman „Flügel zitternd im Wind“.

 

Der Schauspieler

Die letzte Theatervorstellung vor der Sommerpause. Ein Schüleranrecht.

Ein letzter Theaterbesuch für die Abiturienten.

 

 

 

„Die Legende von Paul und Paula“ stand auf dem Programm. Nach dem erfolgreichen Film gab es nun eine Bühnenfassung.

Eine prickelnde Spannung als sich der rote Samtvorhang langsam öffnete. Die Bilder auf der Bühne, eine Flucht aus der Wirklichkeit in die Welt der Träume. In dem Drama sah sie ihn zum ersten Mal. Die Bewegung des schmalen, fast noch jungenhaften Körpers, die der Hände. Sie hörte seine Stimme. Es war, als ob er die Worte entkleidete. Manchmal schlichen sie sich nur ganz behutsam aus seinem Mund heraus – klangvoll, weich. Dann wieder dröhnten und polterten sie über den Bühnenboden.

Er, Student an der Schauspielschule im letzten Studienjahr, spielte den Paul so genial, so zu Herzen gehend. Sogar die ewigen Störenfriede saßen gebannt auf ihren Plätzen. Sie hatte, wie alle ihre Mitschüler, eine Rose mitgebracht.

 

 

 

 

 

Der Direktor der Schule und seine Schüler wollten dem Ende der Spielzeit – der letzten Vorstellung –- einen Akzent setzen. Ein Dankeschön an die Schauspieler. Die Blumen sollten am Ende, wenn sich der Vorhang ein letztes Mal öffnete, auf die Bühne geworfen werden.

Ihr Herz flattert erneut bei den Erinnerungen an jenen Abend: Sie hatte sich, als der Vorhang endgültig fiel, hinausgeschlichen, wartete mit ihrer roten Rose am Bühneneingang auf den Hauptdarsteller, und als er kam, war sie mutig auf ihn zugegangen und hatte ihm die Rose überreicht. Der Schauspieler hauchte einen Kuss auf die Blüte, schaute sie an:

»Danke Paula.« Ein blitzlichtartiges Strahlen in seinen Augen. Hatte er sie wirklich Paula genannt? Sie spürte heute noch das prickelnde Gefühl und die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht.

Herbst 1989. Jahre waren vergangen. Er war wieder da.

Eine Gastrolle. Er spielte den Wang in Brechts Schauspiel: Der gute Mensch von Sezuan. Die Karten für die Schauspielpremiere waren schon seit Wochen ausverkauft. Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Knistern in der Luft. Ihr Herz flatterte. Sie hatte wieder eine Rose besorgt, diese sorgfältig in Seidenpapier gewickelt, in der Garderobe hinterlegt. Der Vorhang öffnete sich. Das Programmheft lag aufgeschlagen auf ihrem Schoß. Sie hatte seinen Namen gelesen und wollte in ihre alte Rolle schlüpfen, die des verliebten Teenies, aber es war viel Zeit verstrichen. Ihr Schauspieler hatte das Jungenhafte verloren. Er strahlte eine Reife aus, die sie auf ganz andere Weise faszinierte. Mit großer Hingabe spielte er den Wang in Brechts Stück. Sein Dialog mit den Göttern:

»… oh, du schwacher Mensch. Wo Gefahr ist, denkt er, gibt es keine Tapferkeit!«

Mit einem Glas Sekt drängte sie sich in der Pause in eine Ecke des Foyers. Sie suchte einen Ort der Stille, in dem die Gedanken ungehindert fließen konnten. Nach der Pause ließ sie sich in den roten Schalensessel fallen und blätterte nervös in ihrem Programmheft, der Vorhang öffnete sich wieder. Die Götter erschienen Wang im Traum. Wangs Stimme ließ sie erschauern. »Der einzige Ausweg wäre aus diesem Ungemach, Sie selber dächten auf der Stelle nach.«    Und dann der Epilog: »Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss, es muss ein guter werden …«

Eine bisher ungekannte, geeinte Lautlosigkeit im Saal, erst dann folgte ein lang anhaltender, tosender Beifall.

Der Vorhang war gefallen. Stille. Sekunden einer Ewigkeit vergingen.

Ihr Schauspieler trat noch einmal vor den Faltenwurf aus rotem Samt, auf den schmalen Grat von Bühnenrand und Vorhang:

»Wir eröffnen unseren Dialog mit der Regierung unseres Landes mit konkreten Vorschlägen und Forderungen …«

Forderungen, das war sehr gewagt! Ihr wurde ganz heiß. Forderungen auf Transparenten in einer riesigen Menschenansammlung auf der Straße waren etwas anderes als die einer kleinen Gruppe, aus dem Mund eines einzelnen.

Jedes gelesene Wort fiel aus seinem Mund, wie ein schwerer, kalter Stein. Kein Beifall, aber Zustimmung lag spürbar in der Luft, Bewunderung auch. Und eine Bangigkeit, die jeder einzelne Theaterbesucher in sich einschloss und speicherte. Hinter der Bühne war es ihr wie damals. Ein Glanz des Erkennens, des Erinnerns in seinen Augen: »Du? Wie lange ist es her, zwei Jahre oder mehr? Das Leben hat dich schöner werden lassen«, es sollte wohl ein Kompliment sein. Sie sah seine müde Haut, eine steile Falte auf seiner Stirn. Dann sah sie seine flatternde Unruhe und die Kehle wurde ihr eng, als sie seine brüchige Stimme hörte, sperrig wie Stacheldraht:

»Meine Bühne wird wohl jetzt eine andere werden. Ich lerne die Rolle des Inhaftierten, der die Gesetze und die Verfassung unseres Landes bis in jeden einzelnen Paragrafen im Kopf haben muss, um mich gegebenenfalls selbst verteidigen zu können. Verstehst du das?« Sie schaute ihn hilflos an. Die großen Gefühle fielen in sich zusammen. Sie trug seine Worte hinaus in die dunkle Herbstnacht.

Als sie auf die regennasse dunkle Straße hinaustrat, glaubte sie, mehrere Polizeiautos hinter der Buchenhecke zu erkennen, aufmerksam wie Raubvögel, die lauernd ihr Beutefeld überblicken.

Einen Monat später, die Erinnerung an die Theateraufführung ist noch spürbar nah in ihr und doch wie außerhalb jeglicher Zeit:

Mit aufgebrochenen Grenzen soll etwas zusammenwachsen.

Ein Beben in der Zeit. Ihr Schauspieler ist frei, seine Stimme schallt über den Theaterplatz mit neuer Kraft. Es fliegen Worte durch die Luft – mikrofongesteuert – und bleiben zwischen den Häuserwänden hängen.

Menschengruppen, in bisher schwer durchschaubaren Beziehungen zueinander, führen Gespräche und jeder lernt jeden nun anders kennen.

Dann steht ihr Schauspieler eines Tages vor ihrer Wohnungstür, für einen Augenblick ist sie wie gelähmt. Sein Lächeln ist weder das von Paul, noch von Wang, es ist das Lächeln, in das sie sich schon damals verliebt hatte. Wie viele Türen hat dieses Lächeln aufgestoßen? Einen Augenblick ist der Gedanke in ihr, dann überlässt sie sich dem Ansturm auf ihren Körper, ein Zittern, das von Sekunde zu Sekunde stärker wird. Seine Umarmung ist sanft und warm und im Nacken kitzelt eine Rose, rot und duftend.

Als sie sich voneinander lösen und er mit einer Unsicherheit in der Stimme fragt: »Kann ich bleiben?«, spürt sie ihr Herz wie einen weichen Schwamm oben in ihrer Kehle. Es ist ein warmer Sommerabend und sie sitzen bis lange nach Mitternacht auf dem Balkon. Er erzählt von neuen Worten, die wie bunte schillernde Seifenblasen vom Westen herüberschwappen.

»Die einzigartigen Worte der deutschen Sprache sind in Gefahr.

Die Wortspiele auf der Bühne … Wer will die jetzt hören? Wer will von Paul und Paula hören und deren Legende? Oder von Brecht?«

»Ich«, sagt sie zärtlich. »Du bist mein Wang!« Sie will aufheitern und schafft es doch nicht. Ihr Schauspieler kann erst seine Trauer abstreifen, als er neben ihr liegt, seinen Kopf in ihrem Haar vergraben. Und irgendwann hat er sich in ihren Armen weit weg geschlafen. Sie atmet den warmen Duft seiner Haut und findet noch lange keinen Schlaf.

Der Morgen hat die Stadt mit Sonne überschüttet. Sie führt ihren Wang durch die Straßen, die er nur vom Theater aus kennt.

Die schöne Altstadt. Sie liebt ihre Stadt. Die alten Gassen, die Stadtmauer, die Türme, den Dom.

Sie verweilen einen Moment lang im Eingangsbereich des Theaters.

Wie wird ein neuer Spielplan aussehen?

So wie das Markttreiben vor ihnen?

Sie versucht, ihren Wang von schwarzen Gedankengängen abzulenken und zieht ihn zum Marktplatz hin.

Auf dem Platz vor dem Rathaus herrscht reges Treiben.

»Das Rathaus mit der großen Sonnenuhr aus dem 17. Jahrhundert …«

Mit einem Wortsprudel aus Geschichtszahlen und Architektur hat sie ihn unter den Rathausturm geredet. Erst jetzt merkt sie, dass ihr Schauspieler unkonzentriert ist. Die Worte, die aus ihrem Mund weitersprudeln wollen, bleiben auf ihrer Zungenspitze hängen.

Ihr Schauspieler schaut mit stumpfen Augen. Einheimische Händler, Bauern aus den umliegenden Dörfern bieten aus eigenem Anbau ihr Gemüse an. Ein Obststand mit Äpfeln und Birnen.

Der Besitzer eines himmelblauen Trabants hat seinen Kofferraum zum Gemüsestand umfunktioniert. Unter seiner hochgeklappten Hecktür bietet er Zwiebeln und Tomaten an, liebevoll sortiert nach Größen.

Niemand nimmt Notiz davon. Ihr Rathaus verschwindet hinter einem großen bunten Zelt, in dem aufeinandergestapelte Bananenkisten winken.  Eine Menschenschlange drängelt und schiebt. Sie blinzelt unauffällig aus schmalen Augenwinkeln zu ihrem Wang hinüber.

Aus einem Lautsprecher unterhalb des Rathausturmes dröhnt Schlagermusik: Eine neue Liebe, ist wie ein neues Leben …

 

Aus „Flügel zitternd im Wind“, Roman  ISBN : ‎ 978-3750428904,

auch als E-Book erhältlich, überall wo es Bücher gibt!

 


www.christiane-schlenzig.de

 

Beitragsfotos: -kostenlos-pixabay

„Summer uff’m Durf“

„Summer uff’m Durf“

Sommer auf dem Lande oder in der Stadt.
Jedem Sommer-Fan fallen da sofort ganz eigene Geschichten ein. Erinnerungen aus der Kindheit.
Erlebnisse auf dem Kirschbaum bei Oma, Baden mit Freunden im See und Eis in der Waffel beim Eiswagen um die Ecke.
Gefühle und Erinnerungen, die keiner von uns missen möchte.
Behutsam, einfühlend und in der Sprache seiner Heimat besingt FEUERZEUX,  alias Torsten Münnich, das einfache Leben mit scharfsinnigem Humor.

 

 

Sich selbst beschreibt er wie folgt:
„Als ich klein war,  hab ich mit einem Speer im Wald Drachen getötet. Und für jeden Sommer der anfing, brauchte ich dringend einen selbstgebauten Pfeil und Bogen und neue Fußballschuhe“.
Wie es Heute um seine Drachen steht und ob die Fußballschuhe am Nagel hängen; oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.

 

Herr Münnich, wie ist es?
Sprechen Sie noch mit Drachen?

Die kleine Geschichte mit den Drachen, welche zu meinem Lied „Der letzte Drachentöter“ geführt hat, hat ihren Ursprung in meiner Kindheit auf dem „kleinen Dorf am Ende der Welt“ –Walddorf.

Meine Großeltern hatten einen kleinen Garten direkt am Wald. Ein kleines Gartentor führte direkt in den Wald aus alten, hohen Fichten.

Eines Tages hatte ein Sturm fast den gesamten Wald umgelegt und dadurch war ein unglaublicher Spielplatz aus Höhlen, Gratern, Balancier-Stämmen, geheimen Pfaden und Drachen entstanden- nämlich die Wurzelscheiben der umgekippten Tannen, die bedrohlich und hoch in den Himmel standen.

Mein Großvater war in seinen jungen Jahren ein begeisterter Sportler gewesen und hatte aus dieser Zeit in seinem Werkzeugschuppen eine rostige Kugelstoß-Kugel und einen Speer behalten. Und mit diesem Speer, einem kleinen Beil und ein Messer am Gürtel ging ich in diesem schauerlichen Wald auf Drachenjagt. Ich denke, ich war nicht älter als sieben oder acht Jahre.

Und ja, ich spreche noch mit meinen Drachen. Wenn auch in der Gestalt, in der sie mir heute auflauern.

 

Wie sind Sie zur Musik, zum Texten gekommen?
Woher kommen Sie beruflich?

In der Berufsschule hatte ich einen Internats- Zimmer-Mitbewohner, welcher mich mit der Musik von Reinhard Mey, Herman van Veen, Heinz Rudolf Kunze und vor allem Gerhard Schöne zusammengebracht hat. Ich war beeindruckt, wie Musik über Texte, Inhalte und letztlich über Substanz berühren kann.

Aber erst 20 Jahre später habe ich angefangen, mir selbst Gitarre spielen beizubringen, erste Lieder selbst zu texten und zu komponieren, ohne nur die Absicht zu haben, aufzutreten oder sie überhaupt einem größeren Publikum näherzubringen.

In dieser Zeit nämlich, hatte ich in meiner kleinen Ofenbaufirma in den Sommermonaten fast nichts zu tun, und so verbrachte ich meine reichlich freie Zeit mit Gitarre spielen und Lieder schreiben. Diese ersten Lieder habe ich auf einfachste Art aufgenommen, auf CD gebrannt und als „selbstgebasteltes Geschenk“ stolz meinen Eltern überreicht. Die organisierten sofort ein Konzert und so nahm die Sache ihren Lauf.

Den Beruf des Ofenbauers habe ich gelernt und verdiene bis zum heutigen Tag damit einen Teil meiner Brötchen.

Diese Selbstständigkeit lässt mich selbstbestimmt, frei und ungebunden leben, was ein unverzichtbarer Bestandteil meines inneren Friedens ist.

 

In Ihren Liedern geht es oft um ganz banale Dinge.
Sehr einfühlsam und oft auch melancholisch erzählen Sie Geschichten, die eigentlich jeder kennt.
Und doch verstehen Sie es, den Zuhörer  nachdenklich werden zu lassen.
Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Mein Erfolg überrascht mich bis heute.

Eben, weil es immer einfache Geschichten sind, die ich erlebt habe. Ob sie nun heute Vormittag oder weit in meiner Kindheit geschehen sind, ist dabei egal. Aber immer ist die Geschichte hinter den Ereignissen und die Bedeutung, die sie für denjenigen hat, die eigentliche Substanz, die mich beschäftigt.

Das gerade diese Blickwinkel auch meine Zuhörer bemerkenswert finden und nachdenklich werden lassen, freut und erstaunt mich gleichzeitig.

So ist über die Jahre ein wunderbarer Dialog mit meinem Publikum entstanden, welcher mich scheinbar unaufhörlich mit neuen Ideen versorgt und mich ein auf‘s andere Mal überrascht und inspiriert.

 

Welches ist Ihr persönlicher, eigener Hit?
Mit welchem Lied identifizieren Sie sich am meisten? Und wie kam es zum Text?

Das Lied, welches ich am häufigsten spiele, ist „Ok Buusch und a boar Steene“.

Es ist auch auf YouTube das mit Abstand erfolgreichste Lied. Das hätte ich nicht erwartet aber es hat wohl einen Nerv getroffen.

Das Lied, in dem ich mich am Tiefsten wiederfinde, ist tatsächlich mein erstes Lied „Summer uff’m Durf“.

Ich hatte angefangen, darüber nachzudenken, einen Sommertag z.T. als Kind in der Erinnerung nochmal zu erleben und glitt dabei wie selbstverständlich in meine Mundart über, obwohl ich schon 20 Jahre nicht mehr in der Oberlausitz wohnte. Das war der Moment als ich bemerkte, wie mächtig meine zurückgelassene Heimat noch in mir wohnte und lebte und wie leicht es mir fiel, meine Kindermundart zu benutzen.

 

Welches Konzert ist Ihnen noch am liebsten in der Erinnerung?

Was war Ihr Konzerthightlight?

Ich werde wohl nie mein erstes Konzert vergessen, welche meine Eltern in Walddorf für mich organisiert hatten. Es kamen etwa hundert Leute, ich hatte kaum Tontechnik, ich war irre aufgeregt und habe mich echt gefragt, ob sowas überhaupt etwas Leistbares für mich und mein Nervenkostüm ist.

Das bemerkenswerteste Konzert für mich war das Konzert im Oktober 2024 in der Walddorfer Kirche. Es kamen so viele Leute wie nie zuvor.

Die Stimmung war unglaublich.

Aber das Schönste für mich bei meinen Konzerten ist, wenn das Publikum meine Texte mitsingt. Da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut.

 

Herr Münnich, haben Sie musikalische  Vorbilder?
Mit wem möchten Sie mal auf der Bühne stehen?
Liegt Keith Richards da ganz vorn?

Noch hätte ich ja die Chance mit Keith Richards!

Meine Vorbilder habe ich ja schon genannt, aber es kommen immer wieder neue dazu. Ich höre oft Musik und bin immer wie ein Kind überrascht, wenn mich Neues begeistert.

Aber genauso bin ich auch immer mal wieder erschrocken, wieviele belanglose Werke es gibt und wundere mich über deren scheinbaren Erfolg.

Ich stehe sehr gerne mit Musiker-Kollegen auf der Bühne und eigentlich war „Feuerzeux“ als ein Mitmachprojekt gedacht- für alle, die auch so hobbymäßig Musik machen.

Genannt seien hier Wolfgang Kießlich vom Blausteinhof (der eigentlich noch zu meinen Vorbildern zu zählen ist), der Akkordeonspieler Peter Kanis und natürlich mein Neffe Max.

 

Sie haben fast jedes Jahr eine CD heraus gebracht.
Was ist mit den Jahren  2020 und 2023?
Hat Ihnen Corona sehr zugesetzt? Und da meine ich vor allem die verordneten Umstände.

Die Corona-Zeit war für mich, so wie für viele andere, eine außergewöhnlich harte Prüfung. Dabei waren Ereignisse in der Familie und die Beschneidung der persönlichen Freiheit Fakten, die mich am allermeisten belastet haben. Der Blick in eine höchst unsichere Zukunft und das Abgeschnitten sein vom Publikum hat meine Kreativität derart gelähmt, dass mir nicht nach Lieder schreiben zu Mute war.

Oder es wären Lieder entstanden, welche nicht meinem wahren Wesen entsprochen hätten.

 

Wie sieht Ihr Konzertplan aus?
Wo kann man Sie demnächst sehen und hören?

Ich spiele pro Jahr drei bis vier Konzerte. Wobei die meisten noch am Abend des Konzertes für das nächste Jahr per Handschlag wieder klargemacht werden.

Ein Dauerbrenner ist z.B. das Konzert an der Windmühle in Seifhennersdorf, welche seit etwa 8 Jahren in schöner Regelmäßigkeit stattfindet und zu dem immer ca. 300 Leute kommen.

Sehr gerne spiele ich in der Alten Mangel in Ebersbach. Da passen zwar nur 100 Leute rein, aber Stimmung ist fantastisch und ich mag die Leute vom Verein.

Genauso ist es beim Karlihaus in Seifhennersdorf. Dort werde ich mein voraussichtlich letztes Konzert in diesem Jahr am 11. Oktober spielen.

Zwischendurch darf ich auch mal auf dem einen oder anderen Dorffest auftreten.

Auf meiner Internet-Seite www.feuerzeux.de kann man sich immer informieren.

 

Herr Münnich,  Sie sind in Walddorf geboren.
Ein waschechter Oberlausitzer also.
Was verbindet Sie mit Ihrer Heimat Oberlausitz?

Die Oberlausitz steckt in meinen Knochen, fließt in meinem Blut und wohnt in meiner Seele. Sie ist ein Teil meines Wesens und findet ihren Ausdruck in meiner Mundart, im heiteren Blick auf die täglichen Dinge, im granitschädelichen Umgang mit den Gemeinheiten des Lebens und im gelassenen Sein.

„Ok ne jechn!“

Ich bin mit meinen, nun schon erwachsenen, Kindern immer wieder hergekommen und meine Kinder besuchen die Oberlausitz heute nun schon mit ihren Kindern.

Ich mag den Menschenschlag, so wie ihn Piehler in „Oberlausitz geliebtes Heimatland“ beschreibt- „rau von Art, doch treu wie Gold“.

Ich liebe die Felder und Wiesen, die Felsen im Gebirge und die Wälder, und ich hoffe, dass auch in Zukunft noch kleine Jungs und Mädchen in ihnen herumstrolchen, Buden bauen, Abenteuer erleben, die Liebe zur Heimat entdecken und natürlich: Drachen töten.

 

Vielen Dank für das Gespräch. Oberlausitz-art wünscht Ihnen großartige Konzerte und viel Glück beim Drachen töten.

 

Fotos: Torsten Münnich

Skulpturenpfad – „Streit“

Skulpturenpfad – „Streit“

Station 4

„Streit“

 

 

 

 

 

Da Zinzendorf den neuen Siedlern eine gewisse Glaubensfreiheit gewährte, wuchs der neue Ort rasch und es trafen sehr unterschiedliche Glaubenstraditionen und -Glaubensvorstellungen aufeinander. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten und Streit zwischen verschiedensten religiösen Strömungen. Christian David, der das erste Haus gebaut hatte, baute sich ein neues außerhalb, weil er damit rechnete, dass Gott diesen Ort des Streites bald zerstören würde. Herrnhut erlebte seine erste schwere Krise. Eine Einigung oder zumindest duldende Toleranz schien nicht möglich.

Zinzendorf quittierte sein Amt als Hofjustizrat in Dresden und zog auf sein Gut in Berthelsdorf, um sich intensiver um den neuen Ort und seine Bewohner kümmern zu können. Als Ortsherrschaft hätte er ein Machtwort sprechen können, aber er bemühte sich über Gespräche die verhärteten Positionen einander näher zu bringen, was nicht einfach war.

Wie es trotzdem gelang, davon erzählen die beiden nächsten Stationen.

Die Skulptur Streit besteht aus drei Skulpturenpaaren und beginnt unerwartet hinter einer Kurve. Man ist plötzlich mittendrin zwischen zwei übergroßen Skulpturen, die sich ganz offensichtlich energisch streiten. Es ist die akute Konfrontationsphase. Keine Seite hört wirklich zu, man wirft dem Gegenüber die Argumente laut an den Kopf oder hält Fehler vor, da kann jede und jeder der Fantasie freien Lauf lassen.

Ein paar Meter weiter steht ein weiteres Figurenpaar. Die Streitenden haben sich trotzig voneinander abgewandt. Mit der Anderen oder dem Anderen weiter zu diskutieren erscheint sinnlose Zeit- und Kraftverschwendung.

Zwei Dickköpfe kehren sich den Rücken zu. In Sachsen könnte man sagen die „dickschen“.

Wieder ein paar Schritte weiter- die Skulpturen werden immer kleiner- sind zwei nachdenkliche Köpfe zu sehen, die sich zwar noch nicht wieder ansehen, die aber in dieselbe Richtung- nach vorne- schauen. Die Köpfe kommen aus Betonquadern, die langsam aufbrechen. Ein Nachdenken hat eingesetzt und die festgefahrenen Meinungen beginnen zu bröckeln.

Auf dem Skulpturenpfad kommt man rasch von einer Phase in die nächste. Im wahren Leben können die einzelnen Phasen Tage, Wochen oder gar Jahre dauern. Von Kindern kann man hier etwas lernen- da geht es oft überraschend schnell vom lauten Streit zum „lass uns wieder Freunde sein“. Erwachsene tun sich da leider deutlich schwerer. Es lohnt sich nachzudenken, ob man vielleicht selbst gerade in einer Streitphase feststeckt und wie man daraus wieder herauskommen könnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Haiko Spottke

 

Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.

Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.

Nächste AUSGABE :    17. Oktober 2025

Station 5:   “ Be teil igt

Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.

Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.

Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:

Telefon: +49 172 4412306

E-Mail:   ()

 

 

 

 

Skulpturenpfad – „Unter der Obhut des Herrn“

Skulpturenpfad – „Unter der Obhut des Herrn“

Station 3

Unter der Obhut des Herrn

 

 

 

 

Herrnhut ist unter den Oberlausitzer Siedlungen das „Küken“. Während ringsherum alle Dörfer ihre 700- Jahrfeiern hinter sich haben, konnte der Ort Herrnhut 2022 gerade einmal seinen 300. Geburtstag feiern. Weil Herrnhut so jung ist, weiß man dafür genau wann, wo und wie der Anbau tatsächlich losging, nämlich mit dem Fällen einer Tanne am 17.6.1722 durch den mährischen Zimmermann Christian David nahe der ehemaligen B178 im Wald südlich von Herrnhut. Als frommer Mann betete Christian David vor dem ersten Axthieb mit Worten aus dem 84. Psalm: „…Der Vogel hat ein Haus gefunden, die Schwalbe ein Nest, da sie Junge hecken….“ Noch heute erinnert der „Denkstein“ im Wald an dieses Ereignis.

Die Skulptur zeigt ein Nest unter zwei schützend darüber gehaltenen Händen. Das Nest besteht aus den Werkzeugen der damaligen Erbauer und wenn man dort etwas finden sollte, was es damals noch nicht gab, dann zeigt das, dass so ein Nest nie wirklich fertig ist- jede Generation baut/repariert daran weiter.

Am 9.5.45 hat Herrnhut erlebt, was es bedeutet, wenn die schützenden Hände über dem Nest mal nicht da sind. Durch Brandstiftung der feiernden Roten Armee ging ein Großteil des Stadtzentrums in den ersten Stunden des Friedens in Flammen auf. Die Brüdergemeine hat diese Brandkatastrophe als Strafe dafür angesehen, dass man sich im dritten Reich zu spät und auch nicht energisch genug gegen das Regime gestellt hatte.

Im späteren Verlauf des Krieges mussten viele Kirchen Glocken abgeben. Diese wurden nach Hamburg gebracht, wo sie zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurden. Auch Herrnhut musste sich von Glocken trennen.

Als der 2. Weltkrieg vorüber war, gab es in Hamburg auf dem sogenannten „Glockenfriedhof“ noch viele Glocken, die noch nicht eingeschmolzen worden waren. Kaum jemand wusste welche Glocke zu welcher Kirche gehörte. Auf einer Glocke stand allerdings der Name Herrnhut drauf- in Verbindung mit einer Liedstrophe Zinzendorfs:

„Herrnhut soll nicht länger stehen, als die Werke Deiner Hand ungehindert drinnen gehen- und die Liebe sei das Band.“

Dadurch konnte man die Glocke rasch zuordnen und das Erste, was aus den Ruinen des Kirchensaales wieder aufgebaut wurde, war das Türmchen für diese Glocke, deren Liedstrophe über den Ruinen des zerstörten Herrnhuts wieder erschallte.

Herrnhut stand nicht mehr, bekam aber eine zweite Chance und bis auf die Gasthofecke, den Parkplatz beim Paul-Bäcker und den Kirchgarten sind mittlerweile alle zerstörten Häuser wieder aufgebaut- oft größer und natürlich moderner als zuvor.

Die Glocke, die jedes Jahr am 17.6. (dem Tag der Fällung des ersten Baumes) geläutet wird, ist Mahnung und Herausforderung zugleich: Die segnenden und schützenden Hände Gottes haben die Herrnhuter daran geknüpft, dass Gottes Wirken im Ort spürbar sein soll- sei es in Kindergärten, Schulen, Diakonischen Einrichtungen, den Betrieben, dem Hospiz oder einfach dem Miteinander im Ort. Herrnhut bleibt also eine Dauerbaustelle, denn dazu müssen möglichst Alle täglich beitragen- gelingt leider nicht immer, aber wenn, dann liegt auch spürbarer Segen darauf.

 

Die Station 3 ist verbunden mit der Empfehlung, sich die dazu passende, sehr informative Sonderausstellung im Heimatmuseum (80 Jahre Kriegsende/großer Brand von Herrnhut) mal anzuschauen.

Luftbild Herrnhut vor der Zerstörung

Zerstörter Kirchensaal

Kirchensaalruine mit Glockentürmchen

Nahaufnahme der Inschrift der Glocke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.

Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.

Nächste AUSGABE :    19. September 2025

Station 4:   “ Streit

Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.

Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.

Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:

Telefon: +49 172 4412306

E-Mail:   ()

 

 

 

 

Von West nach Ost – von Passau nach Wien

Von West nach Ost – von Passau nach Wien

Im September nimmt meine Protagonistin aus dem Buch „Reisen, um zurückzukehren“

euch mit zu einer Radtour an der Donau entlang.

Eine Urlaubsfahrt mit Erinnerungen an eine Zeit, die Wunden hinterlassen hat,

aber in der schönen Natur mit einem lieben Menschen an der Seite heilend wirkt.

 

 

Von West nach Ost – von Passau nach Wien

 

 

 

 

 

Warum kommen ihr gerade jetzt die Erinnerungen an zurückliegende Zeiten?

Sie legt sich auf das schmale Bett, verschränkt die Hände hinter dem Kopf, starrt zur Kabinendecke. Peter hat die Fahrräder an Deck abgegeben und sortiert jetzt alle Kleidungsstücke in den Spind. Dann liest er ihr aus dem Reiseprospekt die zu erwartenden Fahrradetappen vor.

 

Es rauscht, rattert und schaukelt. Eine Schiffsfahrt auf der Donau hat sie sich ruhiger vorgestellt.

»Es ist ein russisches Schiff, angemietet von einem westlichen Reiseunternehmen. Wir machen eine Donau-Radtour mit einem fahrenden Hotel auf dem Fluss, und keine luxuriöse Kreuzfahrt«, argwöhnt Peter.

Ihre Kabine liegt am Anfang des schmalen Ganges. Große Rohre an der Deckenwand weisen den Weg zu Duschräumen und Toiletten. Sie schwankt hin und her.

Peter stört es nicht. Er bewegt sich galant durch die Gänge hin zum Speiseraum. Es wird ihnen ein Tisch am Fenster zugeteilt, unweit vom Buffet. Der Speiseraum ist prunkvoll eingerichtet, von einem Kronleuchter erhellt. »Typisch russisch«, meint Peter.

»Woher kennst du russische Kultur?« Die Betonung liegt auf du.

Peter fürchtet sicher, dass sie jetzt wieder von ihrem Schüleraustausch in Moskau anfängt.

Aber es kommen ganz andere Gedanken in ihr hoch …

Als sie sich beide am Tisch gegenübersitzen, der Kellner ihnen den Wein eingossen hat, erklingt über ein Megafon die Stimme des Kapitäns. Er begrüßt alle Urlauber, wünscht einen angenehmen Aufenthalt an Bord und einen schönen Urlaub an Deck des Donauschiffes: »Sie können den Abend bei Musik und alkoholischen Getränken ausklingen lassen. Am Morgen beginnt ihre erste Fahrradetappe. Wir fahren mit unserem Hotelschiff nebenher und das Schiff erwartet Sie jeweils am Abend wieder an Bord.«

Peter prostet ihr zu: »Warum schaust du so ernst?« Ohne seinen fragenden Blick von ihrem Gesicht abzuwenden, ist ihr klar, dass sie reden muss.

»Du willst wissen, warum ich so melancholisch gestimmt bin. Hast du in Passau an der Touristeninformation das Plakat gelesen: Tor zur Freiheit – wir gedenken an 25 Jahre Mauerfall.

Ich habe dir nie davon erzählt. Ich war damals dabei, als die ungarische Regierung es Anfang September 1989 möglich machte, über Österreich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik einzuwandern. Mit Freunden, einem Rucksack und viel Angst im Rücken war es uns gelungen, in den Westen zu kommen. Im Passauer Land hatten wir als Geflüchtete erstmals seit dem Mauerbau wieder bundesdeutschen Boden unter unseren Füßen. Für uns war diese Region das Tor zur Freiheit.«

»Ach, deshalb bis du so still und ernst. Ich wusste  nicht  …«,  er  räuspert  sich  nervös,

»das ist doch Vergangenheit! Und welch ein Glück für mich, ich hätte dich nie kennengelernt. Komm, vergiss es und freue dich auf unseren Radurlaub, okay?«

Sie lassen ihre Gläser klingen, ein letzter Blick auf Passau, die Türme, den Stephansdom, die Dächer der Altstadt. In der Kabine kann sie entspannen. Peters Lippen tasten über ihr Gesicht. Ihren Kopf zwischen seinem Ellenbogen, auf seiner Brust gebettet, liest er ihr aus dem Reiseführer vor.

 

 

 

 

Am nächsten Tag bekommen sie ihre Fahrräder und Radtaschen zugeteilt, und die erste Etappe beginnt. Man ist sich selbst überlassen, muss sich nicht gleich mit dem Radfahrerpulk fortbewegen. Sie lassen die Radler davonbrausen, setzen sich auf eine Bank unter einen Ahornbaum und genießen erst einmal zu zweit die morgendliche Stille.

Peter nimmt ihre Hand in seine: »Du bist immer noch mit deinen  Gedanken in der Vergangenheit?«

»Ich habe damals mein Elternhaus verlassen und meine Geschwister, nur um meinem Freund, meiner ersten Liebe, zu folgen. Er, der von Wohlstand, Freiheit, Glanz und Glimmer faselte, ein Jahr mit mir im Flüchtlingslager hauste, ist dann in der Drogenszene gelandet. Meine Eltern haben mir meine heimliche Flucht nie verziehen.«

»Sieh einmal auf das Wasser. Der Fluss, er fließt langsam immer gen Osten, und wir begleiten ihn jetzt«, sagt er tröstend.

Sie geht ihren Erinnerungen nach, vor allem in Bildern. Alle Bilder sind vom gleichen Grau, ärmer an Kontrasten als am Morgen. Sie überfliegt eines nach dem anderen, so wie man die Seiten eines Buches durchblättert, das man zu Ende lesen muss.

Sie atmet tief ein und aus: »Komm Peter, wir fahren los.«

Rechts des Weges die glatte Fläche des Flusses. Links die grünen Wiesen mit Farbe bestückt, Raps, Löwenzahn, Sommergras.

Nach einigen Kilometern sieht sie in der Ferne einen Maschendrahtzaun, der sich in unendlicher Weite über Wiesen und Äcker hinzieht. Als sie in Zaunnähe kommt, steigt sie abrupt vom Rad, Peter kann gerade noch zeitig genug bremsen. »Was ist los?«

 

 

 

 

Sie stellt das Fahrrad ab, läuft über die Wiese zum Zaun, streicht gedankenverloren über den Maschendraht. Eine Hand berührt eine Zaunsäule, die andere Hand hängt lose herab und sucht das Loch im Zaun. Man hatte sich geschickt und schnell durch das Schlupfloch geschoben.

Sie war an dem Maschendraht hängengeblieben. Alles rannte weiter, niemand blickte zurück.

Sie sah sich schon verloren. Im Nichts hängend, den Tod vor Augen.

Irgendwann kam ihr Freund zurück und rettete sie.

Sie lehnt den Kopf gegen eine Säule, bis sie erkennt, dass die Zäune nicht mehr dieselben sind.

Alle Erinnerungen, alle Hoffnungen, Ziele und Ängste, die sich auf eine unbestimmte Zukunft gerichtet hatten, sind nicht mehr von Bedeutung. Sie nimmt ihr Fahrrad:

»Wir können weiterfahren. Alles okay!«

Nach sechs erholsamen und aktiven Tagen steht Wien auf dem Plan.

Das Schiff fährt ohne Pause nun auch nachts, seinem Ziel entgegen.

Eine Nacht, in der sie kaum Ruhe finden. Unter ihren Betten lärmt und kracht es aus dem Maschinenraum. Das leichte Säuseln des Wassers und die Stille werden plötzlich durch ein Hämmern und Klopfen unterbrochen. An Deck sind die Arbeiter aus dem Maschinenraum im Einsatz. Das Oberdeck muss abgebaut werden, damit das Schiff die Schleusendurchfahrt passieren kann. Russische und ukrainische Laute dringen an ihr Ohr.

Erinnerungen an ihre Schulzeit und acht Jahre Russischunterricht:

»Habt ihr in der Schule auch  Russisch  gelernt?«

Peter fasst sich an die Stirn: »Hier im Gehirn sind nur englische Vokabeln drin, und diese sehr bruchstückartig. Mit mir kannst du nicht nach England oder Russland fahren. Ich war nie ein Sprachgenie.« Ihm scheint seine spontane Aussage peinlich zu sein, er stürmt nach oben:

»Ich schaue mir mal an, wie russische Schiffe und ihre Besatzung funktionieren.«

Am letzten Abend gibt es auf dem Schiff eine Abschiedsveranstaltung.

Das gesamte Schiffspersonal hat ein Programm einstudiert.

Zunächst stellen sich alle noch einmal den Gästen persönlich vor.

In gebrochenem Deutsch erfahren die Urlauber, dass die Reinigungskraft und Toilettenfrau eine Gesangsausbildung hat und vor Kurzem noch Opernsängerin am Kiewer Schewtschenko-Opernhaus war. Zwei Arbeiter aus dem Maschinenraum, eigentlich Schriftsteller und Schauspieler, führen ein kleines Theaterstück auf. Der Barkeeper, der sie an Deck alle immer freundlich bedient hatte, spielt auf seinem Saxophon.

Alles ist eins: Musik, Dichtung, Raum, Licht, Bewegung – ein künstlerisch brillantes

Zusammenspiel. Das harmonische Miteinander des Personals ergibt für sie alle einen Sinn, der tiefer wirkt, als das bloße Nebeneinander.

 


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Skulpturenpfad – „Das Gleichnis vom Senfkorn!“

Skulpturenpfad – „Das Gleichnis vom Senfkorn!“

Station 2

Das Gleichnis vom Senfkorn

 

 

 

 

Der junge Zinzendorf wuchs bei seiner Großmutter in Großhennersdorf auf und erfuhr dort eine pietistische Erziehung, die dazu führte, dass es sein größter Wunsch wurde, Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen.

Als hochadelig geboren, kam ein Theologiestudium, weil nicht standesgemäß, für ihn aber vorerst nicht in Frage. Gemeinsam mit Mutter und Großmutter wurde ein Jurastudium beschlossen. Zuerst ging es nach Halle an die Franckeschen Stiftungen zur Schulausbildung und später nach Wittenberg zum Jurastudium. In Halle gewann er gleichgesinnte Freunde, denen die Arbeit am Reich Gottes ebenso wichtig war. Mit Ihnen gründete Zinzendorf den „Senfkorn-Orden“, eine Art Bund, um sich gemeinsam diesem Ziel zu verpflichten.

In der Bibel wird das Senfkorn an verschiedenen Stellen dazu verwendet, wenn man darüber staunen soll, wie aus einem sehr kleinen Samen eine stattliche Pflanze heranwachsen kann. Nun wird Senf bei uns nicht wirklich stattlich, aber am Wegrand steht unsere älteste Rotbuche, die zu Zinzendorfs Zeiten wahrscheinlich schon als kleines Bäumchen dort stand. Vor der Buche stehen zwei Platten aus Lausitzer Granit und dazwischen befindet sich eine Plexiglasscheibe in die ein Buchecker eingelassen ist, sowie einer der Bibelverse, in denen vom Senfkorn die Rede ist. Als Betrachter kann man darüber staunen, wie aus so einer kleinen Buchecker ein derart riesiger Baum erwachsen konnte. In dem kleinen Samen steckt die Kraft selbst unseren harten Granit (auch als Sinnbild für festgefahrene Strukturen zu verstehen) aufzubrechen.

Zinzendorf ging es nie darum Massen zu bekehren, sondern immer den einzelnen Menschen zu gewinnen. Aus kleinen Anfängen kann Großes erwachsen. In jedem Menschen liegt ein Glaubenskörnchen und es liegt- wie bei den Pflanzen- am Umfeld, an der Pflege und an der Beharrlichkeit ob daraus Blüten und Früchte werden, oder ob es vor sich hin kümmert.

Gerhard Schöne hat gedichtet „Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen, es muss nur Kraft gewinnen und endlich ist es groß“.

Viele großartige Dinge beginnen unsichtbar mit einer Idee, mit der Suche nach Mitstreitern und Mitteln und so können auch heute noch aus ganz kleinen Anfängen großartige Dinge entstehen.

Unsere große Buche kommt langsam leider an ihr Lebensende- der Pilzbefall lässt sie instabil werden, aber selbst, wenn sie einmal nicht mehr da sein sollte, so hat sie doch nachhaltig ihre Umwelt verändert, denn aus dem einst umstehenden Fichtenbestand (der dem Borkenkäferfraß zum Opfer gefallen ist) wird nun ein Buchenbestand. Rings um den Mutterbaum wachsen hunderte neu Buchen heran, die ihren Ursprung in dem alten Mutterbaum haben.

 

Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.

Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.

Nächste AUSGABE :    12. September 2025

Station 3:   “ Unter der Obhut des Herrn 

Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.

Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.

Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:

Telefon: +49 172 4412306

E-Mail:   ()

 

 

 

 

Skulpturenpfad – „Ich bin der Weg. Geh!“

Skulpturenpfad – „Ich bin der Weg. Geh!“

Der Skulpturenpfad in Herrnhut wurde anlässlich des 300. Geburtstages des Ortsgründers Zinzendorf im Jahr 2000 angelegt. Da Jesus Christus im Leben Zinzendorfs die Hauptrolle spielte, kommt dieser bei der ersten und der letzten Station auch selbst zu Wort. Der Pfad wird also quasi von zwei Christuszitaten eingerahmt. Ganz in Zinzendorfs Sinne hat nicht er, sondern Christus das erste und das letzte Wort.

Station 1: Ich bin der Weg

 

 

Der Pfad beginnt mit einem überdimensionierten Wegweiser an einer Kreuzung, der die Worte enthält

Ich bin der Weg. Geh!

Das ist zum einen einfach die Einladung und Aufforderung diesen Weg zu gehen.

Es ist aber auch ein verkürztes Bibelzitat aus Johannis 14, Vers 6:

„Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“

Es ist also die Einladung, sich auf seinem Lebensweg von Christus leiten zu lassen und sich an ihm zu orientieren. Viele verschiedene Wege sind im Leben möglich. Wer sich bei seinen Entscheidungen an Christus orientiert, darf sich auf einem guten Lebensweg wissen. Diesen Weg muss man nie alleine gehen. Christus geht ihn mit (er ist dann ja selbst der Weg) und viele Schwestern und Brüder im Glauben ebenso. Wenn man an Wegkreuzungen im Leben steht ist es weise, sich (oder Andere) zu fragen, welche Richtung würde Jesus mich wohl schicken? Die erste Station kann also eine Orientierungshilfe sein, so wie jeder Wegweiser das in seinem Wesen auch ist.

 

Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.

Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.

Nächste AUSGABE :    29. August 2025

Station 2:   “ Das Gleichnis vom Senfkorn

Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.

Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.

Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:

Telefon: +49 172 4412306

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Eine Reise nach Rom

Eine Reise nach Rom

„Alle Wege führen nach Rom“, ein bekanntes historisches Sprichwort. Es soll wohl auf die Antike hinweisen, auf das Imperium Romanum und das römische Straßensystem.

Mein Rat: Bevor ihr eine Rom-Reise antretet, empfehle ich euch diese meine Geschichte,

damit euch nicht Ähnliches passiert …

 

Eine Reise nach Rom

Alles läuft pünktlich nach Plan. Abflug Berlin. Ankunft am Flughafen Ciampino. Dort steigen sie in den Leonardo-Express, der direkt am Termini Bahnhof in Rom hält. Nur fünf Gehminuten zum Hotel Andreotti. Ein Personenaufzug – Seilzug mit Holzkasten hinter Eisengittern – bringt sie in die Hoteletage nach oben. Für Eva Gruselmomente …, eingesperrt in diesen Kasten. Wie kommt man da wieder heraus? Was ist, wenn man zwischen den Stockwerken hängenbleibt?

 

 

 

Doch Tobias meint: »Wir sind jetzt in der Stadt des Heiligen Vaters, da kann uns gar nichts passieren.« Der Kasten hält, die Tür geht mit ruckartigem Quietschen auf und sie befinden sich an der Rezeption. Eine freundliche Begrüßung, kleine gemütliche Zimmer – für jedes Ehepaar empfangsbereit eingerichtet. Dass die Fenster in einen dunklen, zweideutigen Hof zeigen, findet Eva etwas gruselig. Sehr unklar, was sich unter ihnen zwischen den düsteren Mauern abspielt. Tobias stellt die Koffer auf die Ablage, wirft sich quer über die Betten, die Hände ausgestreckt und atmet tief durch: »Endlich Urlaub.«

Als sie sich frisch gemacht haben, den schweren klobigen Schlüssel in der Rezeption abgegeben haben, warten Gisa und Peter schon ungeduldig vor dem Fahrstuhl.

»Ich steige nicht mehr in diesen Kasten«, ruft Eva und läuft zum Treppenhaus. Neben ihr rattert das Eisengitter nach unten.

Die Morgensonne verströmt ihr goldenes Licht über die Häuser, deren Schatten erste Berührung mit der Straße aufnehmen. Peter entfaltet den Stadtplan und mimt den Reiseführer, führt vom Trevibrunnen zum Park Villa Borghese, zur Spanischen Treppe und zum Abendessen in ein italienisches Fischrestaurant.

Am nächsten Tag geht es zur Sixtinischen Kapelle mit Michelangelos Decke, sein Jüngstes Gericht, sowie die Fresken aus dem 16. Jahrhundert in den Raphael-Räumen werden besichtigt. Ein riesiger Komplex von Galerien, in denen einige der wichtigsten Kunstwerke Italiens ausgestellt sind.

 

Auf den Stufen vor der Basilika Santa Maria Maggiore legen Gisa und Eva eine Pause ein.

Sie lassen sich auf den Steinstufen nieder, zumal ihnen die Männer abhanden gekommen sind. Peter ist vor einem Uhren- und Schmuckgeschäft hängen geblieben, während Tobias am Najaden-Brunnen mit einem Engländer Konversation betreibt.

 

 

 

 

»Oh, hoffentlich finden die uns«, meint Eva. »Wenn nicht …, den Weg zum Hotel kennen sie ja wohl.« Sie setzen sich auf die Stufen, teilen sich eine Banane, öffnen ihre Trinkflaschen, und schauen den Tauben zu, die sich mit geblähten Hälsen ruckartig vorbeugen, um vereinzelt Brotkrümel zwischen dem Straßenpflaster zu erhaschen.

»Weißt du noch?« Gisa kramt ganz unvermittelt in Erinnerungen.

»Damals, es war neunzehnhundertneunzig, saßen wir fasziniert auf den Steinstufen vor dem Kölner Dom, schauten auf das Leben vor uns, hatten auch Bananen verkostet und den westlichen Himmel bewundert, der plötzlich auch uns gehörte.« Eva wedelt mit beiden Armen, als eine Taube auf sie zufliegt. »Ja, so etwas vergisst man nicht. Unsere erste Westreise. Wir hatten von einem renommierten Steuerbüro das Angebot erhalten, ein Steuerseminar  zu besuchen. Wir mussten geschult werden, wie das so geht, mit Steuererklärung, Umsatzsteuer, Kredit und so was.« Gisa lacht: »Tja, das war alles vom Westen gesponsert. Und wenn wir ehrlich sind, wollten wir diesen Bürokram gar nicht wissen. Wir wollten die neue schöne Welt erkunden.«

»Und jetzt haben wir unser Deutschland ausgiebig erkundet und reisen durch ganz Europa, von einem Ort zum anderen, von einem Urlaubsziel zum nächsten.«

»Tja…, und unsere Männer haben genug Geld, um im Ausland Einkäufe zu tätigen«, Gisa zeigt auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo ihre beiden Herren mit Einkaufstüten in den Händen erscheinen. Als die Männer vor ihnen stehen, ein Strahlen in ihren Gesichtern: »Wir haben ein Schnäppchen gemacht«, sagt Peter und hält eine Papiertüte in die Höhe. Tobias will sie nicht zu lange im Unklaren lassen und zieht eine hellbraune Kunstlederjacke aus seiner Tüte: »So etwas bekommt man bei uns nicht so preisgünstig«, und hält sich die Jacke vor die Brust. Die Frauen gucken sich an: »Ist das jetzt ein Scherz?«

Gisa springt auf, um sich Peters Errungenschaft anzuschauen. »Das kann doch nicht wahr sein, wo hast du das denn erstanden? Kunstlederjacke. So etwas willst du anziehen? Wann? Wo?« Eva klopft sich an die Stirn: »Was hat euch denn dazu motiviert. Sicher eine attraktive junge Dame, die mit graziösen Bewegungen Lederjacken angepriesen hat.« Peter erzählt von einem netten Herrn, der sein Auto mit Lederwaren bepackt, plötzlich neben ihnen anhielt, die Autoscheibe herunterließ  und  seine  Jacken  empfahl. »Ich wollte immer mal eine Lederjacke besitzen. Dreißig Euro. So günstig bekommst du es nie wieder. Der Verkäufer hat die Euroscheine entgegengenommen, die Jacken eingetütet, durchs Fenster gereicht, und schon waren wir glückliche Lederjackenbesitzer.«

Auf den Treppenstufen vor der heiligen Santa Maria Maggiore müssen sie feststellen, dass die Konfektionsgröße nicht der ihrigen entspricht. Zu kurz, viel zu eng und die schlammig braune Farbe macht es auch nicht besser. Eva ist entsetzt. Die Männer schauen etwas beschämt zu Boden. Dann nimmt Peter die Papiertüte, stopft die Jacken hinein, klopft Tobias kumpelhaft auf die Schulter: »Ich schaue mal kurz in diese Kirche. Die Kathedrale soll die bedeutendste unter den zahlreichen römischen Kirchen sein, so habe ich es im Reiseführer gelesen.«

Er, der Kirchenbesichtigungen gar nicht mag, betritt langsam, bedächtig das Kirchenschiff. Nach wenigen Minuten starrt Gisa ins dunkle Innere der Kathedrale, sucht mit schnellen Blicken. Am Ende der Seitenschiffe sind zwei große, mit Fresken reich geschmückte Kuppelkapellen. Sie hat Peters Gestalt entdeckt … Sieht, wie er auf einer Bank seinen Platz einnimmt, den gläubigen Katholiken spielt. Um sich zu bekreuzigen und die Hände zu falten, stellt er die Papiertüten neben sich, kniet danieder. Verharrt minutenlang. Sie sieht noch, wie er sich langsam aus andächtiger Haltung vor dem Altar erhebt.

»Puh, gruselig. Kommt weg von hier, ich ahne, was Peter vorhat«, und zieht Eva und Tobias die Stufen herunter auf die holprige Straße. An der Straßenecke neben einer Litfaßsäule bleiben sie erwartungsvoll stehen, ihre Blicke auf das Kirchenportal gerichtet:

»Die Kirche ist der Jungfrau Maria geweiht, vielleicht freut sie sich über Lederjacken – sie passen ihr sicher.« Sie amüsieren sich, während Tobias in kurzen Schritten nervös hin und her läuft. Urplötzlich ist ihnen das Lachen vergangen. Vom Seitenflügel der Kathedrale steigt Rauch auf. Ein uniformierter Security-Mann erscheint laut brüllend am Eingangsportal. Mit einem Handy am Ohr läuft er vor der Kirchentür hin und her. Im gleichen Moment ertönen Sirenen und ein Polizeiauto rast mit Blaulicht herbei. Was bedeutet das? Wo ist Peter? Vermutet man ein Bombenattentat? Eva, Gisa und Tobias verfolgen von ihrem Standort aus das Geschehen, bis ein Polizist mit den Lederjackenbeuteln am Kirchenportal erscheint und  Entwarnung gibt.

»Aber wo ist Peter? Was bedeutet der Rauch?« Gisa ist in Panik geraten: »Was ist mit ihm passiert?« Ihr Atem hetzt jedes Wort. »Er kann sich nicht einmal melden, ich habe sein Handy in der Tasche. Wir müssen zur deutschen Botschaft gehen, um alles aufzuklären.«

Hilflose  Angst  im Gesicht.  Hände  und Gedanken zittern. Sie warten nervös.

Nach einer gefühlten halben Stunde laufen sie Richtung Hotel.

Sie finden Peter in Hotelnähe vor einem romanischen Bürgerhaus in einer Reisegruppe wieder. Gisa stürzt auf ihn zu. Sie redet und redet, eine existentielle Anspannung, wie ein gereizter Nerv, der auf Berührung mit Schmerz reagiert. Peter wirkt entspannt: »Ich habe mich in den Schutz der Heiligen Madonna begeben und konnte unbemerkt durch einen Hinterausgang entkommen«, und mit einem neckenden Lächeln, das seine Augen erhellt: »Rauch? Aus dem Schornstein der Kathedrale? Ich habe keinen Rauch gesehen. Eure Phantasie ging wohl mit euch durch.«


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„Schirgiswalde und seine Persönlichkeiten “ – Heinz Berger

„Schirgiswalde und seine Persönlichkeiten “ – Heinz Berger

Am 20.07.2025 erfolgte die Einweihung eines neu geschnitzten Wegweisers.

Damit erweist die Stadt Schirgiswalde Heinz Berger Respekt und Anerkennung für seine Verdienste um Handwerkskeller und Museum der Stadt.

Gestaltet hat den jüngsten Blickfang der Stadt Schirgiswalde der aus Sohland/Spree stammende Schnitzer Karl Noack. Die farbliche Gestaltung übernahm Frau Eva Kaiser.

 

 

Heinz Berger wurde am 15.07.1935 als Sohn der Eheleute Benno und Marie Berger in Schirgiswalde geboren. Er absolvierte eine Lehre als Klempner
und arbeitete danach als Schlosser im Landmaschinenwerk „Fortschritt“ in Singwitz.

Heinz Berger übernahm nach dem Tode von Carl Swoboda 1978 die Leitung des Heimatmuseums. Nach zweimaliger Verlegung
konnte das neu gestaltete Museum am 26.03.1994 eröffnet werden. Am 15.04.1994 übergab er die Leitung des Museums Familie Jung.

Am 17.06. 1995 richtete Heinz Berger noch einen Handwerkskeller mit Schmiedeeinrichtung im Kellergeschoß des Museums ein. Hier kam sein Hobby,
die künstlerische Gestaltung, zum Tragen. Schon länger hatte er sich mit Metallgestaltung beschäftigt.

Bereits 1980-83 besuchte er einen Abendkurs in Metallgestaltung. Regelmäßig stellte er seine Kunstwerke wie Metalltreibarbeiten, Metallplastiken
und andere Kunstschmiedearbeiten in Museen und Galerien aus. Auch beteiligte er sich an Schmiedetreffen in ganz Deutschland und Tschechien.

Heinz Bergers Gestaltungswerkstatt entstammen auch einige Ausleger, die Geschäfte in der Innenstadt schmücken. Die neuen Kreuze am Gipfel des Hohberges stammen ebenfalls von ihm. Seine zahlreichen originellen und kreativen Kunstwerke werden immer an ihren Schöpfer erinnern.

Eine andere Form künstlerischer Betätigung fand Heinz Berger in der Ausführung verschiedener grafischer Techniken wie Radierung und Aquatinta.

Am 16. März 2023 verstarb Heinz Berger im 88. Lebensjahr.

 

 

 

 

 

 

Wer mehr über die Wegweiser der Stadt oder über die Geschichte der Stadt Schirgiswalde erfahren möchte, das Heimatmuseum erwartet Sie.

Wegweiser: Heimatmuseum „Carl Swoboda“ Rathausstraße 15 02681 Schirgiswalde

Tel. 038660 38660 www.stadt-schirgiswalde-kirschau.de

Dienstag         14:00 bis 16:30 Uhr

Auf Anfrage auch außerhalb der Öffnungszeit.

Mit freundlicher Unterstützung durch Heimatmuseum „Carl Swoboda“, Herr Berger. (Texte und altes Bildmaterial)

 

Mit diesem Beitrag verabschiedet sich oberlausitz-art mit der Reihe „Schirgiswalde und seine historischen Persönlichkeiten“.

Wir danken den interessierten Lesern und wünschen allen Bewohnern von Schirgiswalde und ihren Gästen weiterhin gute Orientierung.

Ein Sommer-Morgen-Traum

Ein Sommer-Morgen-Traum

Ein Sommer-Morgen-Traum – Besinnliche Neuankündigung des Romans von Jana Thiem.

Neissuferverlag

von Sylke Hörhold.

Heute Morgen bin ich zu meiner üblichen (sehr frühen) Zeit erwacht und doch gleich wieder in einen Schlummer gesunken, der mir einen lebhaften und bildreichen Traum bescherte. Noch beim Erwachen spürte ich, dass er mir etwas bedeutete. Anstatt jedoch dem nachzusinnen, flogen mir erste Schaffensgedanken zu, denn es ist Samstag und seit vielen verregneten Tagen soll es ein prächtiger Sommertag werden. Wir haben heute viel vor.

Der Traum sank ins Vergessen und blieb in den Laken stecken.

Als ich wenig später mit meiner Kaffeetasse in der Hand im Rosengarten stand und angesichts der Verwüstungen, die der Regen hier angerichtet hatte, schon die To-do-Liste durchging, fiel mein Blick auf das Kornfeld im Morgenlicht. Ich fühlte mit einem Mal ein leises Bedauern, nicht auf den Traum geachtet zu haben heute Morgen.

Wenn wir nicht auf die Botschaften unserer Träume hören, entgeht uns vieles, was uns tiefere Teile unserer Psyche mitteilen wollen. Träume sind Teil unserer geistigen Führung, unserer Seelen-Hygiene. Im Traumerleben verarbeiten wir nicht nur unsere Gefühle, Sehnsüchte und Ängste, Träume vermitteln uns auch Lösungsansätze und Richtungsweisungen. In vielerlei Hinsicht lohnt es sich, ihren Hinweisen nachzugehen.

Meine Freundin Jana Thiem hat unter ihrem Autoren-Namen Frida Luise Sommerkorn in diesem Sommer einen Roman in unserem Neissuferverlag herausgebracht „Whispering Dreams – Zwischen uns der Tag“, in dem es genau um dieses Thema einer Traumbotschaft geht.

Eine junge Mutter trauert um den Verlust ihres Mannes, der seit einem Bootsunglück vor der Küste Rügens vermisst wird und als tot gilt. Doch sie kann es nicht glauben. Immer wieder begegnet sie in ihren Träumen einen Mann, ohne ihn genau zu erkennen. Ist es der, nach dem sie sich so sehnt?

Die Geschichte berührt mich sehr tief und der Roman ist mein Lesetipp für euch für diesen Sommer.

Whispering Dreams – Zwischen uns der Tag

 

 

 

 

 

Der neue Roman von Frida Luise Sommerkorn jetzt beim Neissuferverlag und überall wo es Bücher gibt.

ISBN: 978-3910866225

Seitenzahl: 336

Preis: 16,90 Euro

Genre: Liebesroman, Belletristik, große Gefühle

Erscheinungsdatum: 21.06.2025

auch als E-Book erhältlich

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