*1971 in Dresden, Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsnutzung & Naturschutz
Lyrik-Debüt „Radios mit Naturstimme“, Dr. Ziethen-Verlag, Oschersleben 2023
Prosaminiaturen-Sammlung „Renate löscht. Das Licht.“ Dr. Ziethen-Verlag, Oschersleben 2025
Klopstock-Förderpreis 2024 für Lyrik-Debüt,
Das Dresdner Kulturmagazin (06/2022) schreibt: „Manuela Bibrach, eine der besten Poetinnen Sachsens. Ihre Lyrik ist gewaltig und gefühlvoll, ihre Prosa absurd und böse.“
Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.
Francis Bacon
Die Geschichten und Erzählungen aus meinen Büchern,
monatlich hier für Sie präsentiert,
haben mir gezeigt, wie schnell doch die Zeit verrinnt.
Nun also verabschiede ich mich mit der Dezember-Geschichte.
Auf der Fahrt zur Großmutter
Es ist der 24. Dezember, er dreht am Autoradio, sucht Musik, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ihm fehlen die Schneeflocken, die er aus seiner Kindheit kennt, wenn er mit den Eltern zur Großmutter unterwegs war.
»Warum sind wir nicht früher losgefahren?«, Katjas Stimme neben ihm klingt ärgerlich,
sie rutscht tief in ihren Sitz hinein. »Es ist Heilig Abend. Großmutter wird warten.«
»Ach komm, es war doch nur ein kleiner Umweg. Nun können wir Großmutter von ihrem Geburtshaus erzählen, können berichten, wie denkmalgerecht, stilvoll ihr Umgebindehaus restauriert ist. Ist doch gut, dass kein dichter Schnee das Haus zugeschüttet hatte und das Häuschen uns weihnachtlich entgegen leuchtete.«
»Ja, du hast ja Recht. Zu den Weihnachtserinnerungen gehört auch Großmutters Häuschen«, Katja schaut nach vorn, als würde sie mit der Windschutzscheibe reden:
»Mir kommen Erinnerungen, wie wir mit Großmutter auf der Ofenbank gesessen haben.
Sie blätterte in ihrem Fotoalbum, erzählte uns von ihrer Familie, die sehr arm war.
Um etwas Geld zu verdienen, stellten sie in der Blockstube ihres Hauses einen Webstuhl auf. Dafür bekamen ihre Eltern ein jährliches Stuhlgeld. Und das handgewebte Leinen brachte auch etwas Geld ein. Wenn Großmutter erzählte, schaute sie in weite, verworrene Ferne.
Ihr Lächeln, wie ein Riss im Gesicht. Warum ist Großmutter damals eigentlich zu Vaclav nach Varnsdorf gezogen? Sie hätten in dem Haus wohnen bleiben können.
Sechzehn Kilometer, das ist doch für Vaclav keine Entfernung.«
» Es war Nachkriegszeit. Das Haus war kaum noch bewohnbar, und eine deutsche Frau zu heiraten, dann noch in Deutschland zu wohnen, das ging für einen Tschechen überhaupt nicht.« Er muss sich auf die Straße konzentrieren und hat jetzt keine Lust, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen.
»Weißt du noch? Als wir die Großmutter in Varnsdorf besuchten, verzog Vaclav sich oft in seinen Schuppen zurück, Großmutters Augen glänzten, wenn sie geheimnisvoll leise von Vaclavs Vorhaben sprach. Manchmal haben wir uns, wenn Vaclav unterwegs war, in den Schuppen geschlichen. Holzteile lagen überall, auf einer Werkbank Sägeblätter.
An der Bretterwand hing ein großer, mit Reißzwecken angepinnter Bauplan. Diverse Skizzen und Zahlen, daneben das Foto von Großmutters Umgebindehaus.
Vaclav baute Großmutters Geburtshaus in Miniatur, als es fertig war, hatte er es am Heilig Abend zwischen zwei leuchtenden Tannenbäumen und Lichterketten im Garten aufgestellt.«
Die Scheinwerfer graben sich durch die Nacht. Dunkelheit kriecht aus den Leitplanken. Baumstämme rechts und links der Straße, wie dämonische Gestalten.
Seine Hände umklammern das Lenkrad. Dichter Nebel jetzt.
»Weißt du noch?«, Katja erzählt, als wolle sie ihn wie mit einem fliegenden Teppich ins Wunderland Kindheit entführen.
»Wir fuhren oft mit Großmutter ins Lausitzer Bergland. Und nach der Wanderung ging es immer zu Großmutters Geburtshaus. Sie hielt nur ganz kurz an, drehte die Autoscheibe nach unten und schaute mit feuchten Augen. Das Haus sah verfallen aus, von Unkraut überwuchert. Die Haustür hing schief in den Angeln. Ein Umgebindehaus, das langsam immer mehr verfiel.
Ihr fröhliches Lachen, das sich bei der Wanderung wie ein bunter Luftballon in den Ästen der Bäume verfangen hatte, war augenblicklich verflogen. Danach ist Großmutter mit uns nur noch in den Winterferien, wenn Schnee lag, zu ihrem Haus gefahren.
Jetzt weiß ich auch warum …, sie wollte hinter dem schneebedeckten Haus ihre Erinnerung festhalten, wie Fotos in einem Album.«
Als habe Katja seine Erinnerungsgedanken erraten, versucht sie abzulenken und murmelt: »Ob Oma Martha uns mit einem Weihnachtsbaum, bunten Kugeln und Pfefferkuchengebäck empfängt? Kannst du vielleicht etwas schneller fahren?«
Svoboda. Das Namensschild am Türpfosten. Seit Vaclavs Tod schloss Martha die Haustür von Innen zu. Eine Klingel gab es nicht. Nun hat auch er seine Erinnerungsgedanken hervorgeholt. Klopfzeichen: Einmal lang. Dreimal kurz. Dann wusste sie, dass wir vor der Tür stehen. Martha öffnete, ließ uns schnell herein, drehte den großen eisernen Schlüssel zweimal herum. Erst dann nahm sie uns in die Arme.
»Weißt du noch?« Katja hat den ganzen Tag noch nicht so viel geredet, wie gerade jetzt.
Vielleicht will sie ihn wachhalten, vielleicht sind wirklich so viele Gedanken in ihr?
»Weißt du noch, wie Mutter die Geldscheine im Stoff der Sitzpolster versteckt hatte?
Dreißig Kronen Umtausch pro Tag, pro Person waren nur erlaubt.«
Er heftet seine Augen auf die Rücklichter eines alten Opel, bis das Rot im schmutzignassen Grau einer Seitenstraße verschwindet.
»Weißt du noch? Lange Autoschlangen vor dem Kontrollpunkt. Als wir endlich heranrollen durften und dem Beamten die Ausweise in das Fenster reichten, angstvolles Warten, bangende Minuten. Ein Grenzpolizist winkte uns zur Seite, wir mussten aussteigen … Warum wurden gerade wir immer kontrolliert?«
Plötzlich spricht Katja, als hätte sie etwas im Hals, als sitze dort etwas fest, als müsse sie auf dieses Etwas lauschen, das in der Kehle klemmt: »Weißt du noch, wie sie Vater einmal mit ins Kontrollhäuschen nahmen? Es war spät am Abend. Ein Uniformierter näherte sich:
Fahrzeugpapiere, Personalausweis. Wir blieben starr und unbeweglich im Auto sitzen, schauten zu dem schwach erleuchteten Fenster der Baracke, in der Vater verschwunden war. Uns war es, als knisterten unsere versteckten Geldscheine unter dem Stoff des Sitzes.
Die Minuten kamen uns wie Stunden vor.« Natürlich weiß er. So etwas vergisst man nicht.
Er hört noch die befehlend, forsche Stimme, erinnert sich an die vielen Stempel in Vaters Ausweis: Geldumtauschstempel, Ausreisestempel, Einreisestempel.
Ihre Worte schrauben sich um eine halbe Oktave nach oben, als sie weiterredet: »Schau mal, dort muss die Stelle mit dem Schlagbaum gewesen sein und das Kontrollhäuschen.«
Sein Wagen macht einen kräftigen Ruck. Zerrissene Nebelschwaden über einem von Grünspan befallenen Betonklotz. Die Fenster, schwarze Löcher jetzt. Seine Hände halten krampfhaft das Steuer. Er erschauert, hört das Knistern eines angerissenen Streichholzes.
Das Flämmchen flackert auf. Es wäre beinahe in seinem schwefligen Rauch erstickt und ausgegangen, es erglüht schließlich doch, erhellt für einen kurzen Augenblick ein Gesicht, kantig, steinig. Rabenschwarz der Blick: Nun doch ein altes Zittern.
Vision oder Wirklichkeit? Aus dem Dunkel der Nacht dringt eine Schattengestalt.
Im Scheinwerferlicht wächst der Schatten riesenhaft – groß und größer.
Ein Winken mit ausgestrecktem Arm, wie ein Verkehrspolizist, der einen Verkehrssünder stoppt. Instinktiv tritt er auf die Bremse.
Ein Quietschen. Ein leichtes Schleudern auf dem feuchtgrauen Straßenbelag.
Ein schwarzer Kapuzenmensch steht vor ihm, auf seiner Brust klebt ein großer, weißer Totenkopf. Der Mann reißt die hintere Autotür auf, steigt ein, murmelt, mit einer, von einem Kaugummi behinderten Stimme, undeutliche Worte, die Tür knallt zu. Wie ferngesteuert fährt er weiter. Er hätte nicht anhalten sollen! Ihm ist, als habe sich eine Klaue um seine Kehle gelegt und die Luft abgeschnürt. Der Brustkorb ist viel zu eng.
Er zwingt sich, so etwas Ähnliches zu tun wie atmen. Von hinten fliegen lauter tschechische Wortfetzen in seinen Nacken. Warum hat er ihn einsteigen lassen? Irgendwann wird diese Gestalt ihn zwingen anzuhalten. Wie hieß es in den Nachrichten? In den Grenzgebieten herrscht zurzeit eine besonders hohe Kriminalität. Man wird gnadenlos ausgeraubt.
Seine Hände kleben am Lenkrad. Er spürt, wie sich der Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelt. Wann wird er das kalte Metall im Nacken zu spüren bekommen? Wann? Wo?
In dem Waldstück da vorn? Weißt du noch …, seine Beifahrerin ist stumm geworden.
Hinter ihm das Kaugeräusch. Mit von Angst belegter Stimme versucht er das Schmatzen zu übertönen. Er stammelt wie ein Ausländer deutsche Laute nach hinten:
»Wir zu Babitschka fahren«, und er hofft, dass der Kapuzenmann das Zittern in seiner
Stimme überhört. »Babitschka wartet, sehr alt. Es ist Weihnachten. Wir«, und er weist mit einer Kopfbewegung auf seine Beifahrerin, die neben ihm bewegungslos in die Dunkelheit starrt, »wir sie noch einmal besuchen. Du verstehen?« Dann endlich das Ortseingangsschild. Dunkle Schriftzeichen auf weißem Grund. Dort, wo der Asphalt in Schotter, der Schotter in Sand übergeht, legt sich eine Hand von hinten schwer und mächtig auf seine Schulter.
Er zuckt zusammen. Die Kaugummistimme wirft geräuschvolle Laute nach vorn:
»Prosim, hier ich aussteigen.« Die Autobremsen quietschen, Kies knirscht unter den Reifen. Der Tramper öffnet die Autotür, steigt aus. »Dékuje, frohe Weihnacht«, ein Klopfen an die Frontscheibe, ein Lächeln, ein freundliches Winken.
Der Kapuzenmann verschwindet im Dunkel der Nacht. Stille. Nur das Motorengeräusch ist zu hören. Erste Häuser im schwachen Licht der Straßenlampen. Neben ihm atmet es tief ein und aus: »Ich sehe schon…«, setzt Kaja an, wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln und zeigt nach vorn: »Großmutters Haus, ihr Adventsstern leuchtet über der Eingangstür.
Ich glaube, sie wartet schon.«
Erzählung aus „Kraniche im Ruderflug“ ISBN 9783741272844,
auch als E-Book erhältlich
www.christiane-schlenzig.de
Beitragsfotos: -kostenlos-pixabay
Oberlausitz-art bedankt sich bei Frau Christiane Schlenzig für die vielen kurzweiligen Erzählungen der letzten Monate. Für Ihre weitere schriftstellerische Arbeit wünschen wir viel Erfolg.
Wer die Oberlausitz kennt, kennt auch die Umgebindehäuser. Gebäude mit viel Geschichte, Tradition und Menschen mit dem Herz am rechten Fleck.
In vielen Gegenden sind die Häuser aus Holz, mit integriertem Stall, kleinen Fenstern und den typischen Umgebindebögen immer noch prägend für das Dorfbild.
Der Faszination dieser Einmaligkeit kann sich wohl kaum jemand entziehen. So ging es auch Horst Pinkau, der die zeichnerische Archivierung dieser regionalen architektonischen Seltenheiten weiter vorangetrieben hat.
Schon vor 100 Jahren ist das Umgebindehaus, als „Lausitzer Haus“ bezeichnet, ein lohnendes Zeichnungsobjekt gewesen und war schon damals Gegenstand eines Buches vom Dresdner Zeichenlehrerverein.
Wie Horst Pinkau dazu kam, was ihn daran fasziniert und wie er immer wieder neue, alte Umgebindehäuser entdeckt und für die Ewigkeit festhält; oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.
Herr Pinkau, Sie haben sich der zeichnerischen Archivierung unserer Oberlausitzer Umgebindehäuser verschrieben.Was hat Sie dazu bewegt?Was treibt Sie an?
Das Umgebindehaus muss als ein Produkt der Besiedelungsgeschichte, beginnend im frühen Mittelalter, angesehen werden. Das geschah durch zugewanderte Kolonisatoren, deren handwerkliche Kenntnisse des Fachwerkbaus genutzt wurden. Zur Anpassung an gestiegene Bedürfnisse wurden sie mit der vorherrschenden mitteleuropäischen Blockbauweise kombiniert.
Im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Polen sind noch fast 20 000 dieser Häuser vorhanden. Davon etwa 6000 oft ortsbildprägend in der Südlichen Oberlausitz. Sie stellen in ihrer weltweiten Einmaligkeit ein besonderes, schützenswertes Kulturgut dar. Ein Kulturgut, das für unsere Heimat charakteristisch ist und deshalb erhalten werden muss. Das geschieht über die Darstellung, Dokumentation mit Veröffentlichungen und Archivierung ihrer Vielfältigkeit und besonderen Schönheit, bis ins Detail.
Für einen Oberlausitzer Zeichner und Maler gehören die Umgebindehäuser wie auch die in der nördlichen Oberlausitz vorhandenen Schrotholzhäuser zur heimatlichen Identität.
Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor?Wie und nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Objekte aus?
Jedes Umgebindehaus ist ein Unikat, kein „Modell von der Stange“.
Je nach den Nutzungsanforderungen und dem Geschick der Bauleute ist die Vielgestaltigkeit nahezu unerschöpflich. Dabei gibt es natürlich auch, entsprechend den im Umland vorhandenen Materialen, regionale Unterschiede.
Ich habe immer versucht, die besonderen Schönheiten oder handwerkliche Genialität zu erfassen, und habe damit sehr unterschiedliche Häuser gezeichnet. Oft hat mir dabei die allgemeine Anerkennung, beispielsweise durch Auszeichnungen, bei der Auswahl geholfen. Hinweise zu besonderen Häuern gab und gibt es mehr als ich zeichnerisch umsetzen konnte und kann.
Über die Jahre sind es vielleicht etwa 2000 Häuser bzw. Details davon geworden. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auch im angrenzenden Polen und Tschechien. Einige Häuser habe ich auch „mit der Zeichenfeder saniert“.
Sie benutzen zur Darstellung ausschließlich Tusche.Hat sich das zufällig ergeben oder steckt mehr dahinter?
Das Arbeiten mit Feder und Tusche war mir aus meinem Berufsleben geläufig und bietet die Voraussetzung für eine exakte, detaillierte und dauerhafte Darstellung. Das können Bleistift-zeichnungen in diesem Maße nicht bieten (bestenfalls als Skizze und Vorzeichnung). Außerdem ermöglicht Tusche die lavierende Abstufung von Tonwerten mit dem Pinsel.
Die Farbgebung sepia/terra di sienna ist aus dem damaligen Angebot von Kalligraphietuschen entstanden und wurde schon nach kurzer Zeit und anerkennendem Zuspruch für einige Illustrationen im Lusatia Verlag Bautzen zu meinem „Markenzeichen“.
Herr Pinkau, Sie waren lange Zeit mit Architekturingenieur Karl Bernet befreundet.Welchen Einfluss hatten Bernet und andere Umgebindehaus-Spezialisten auf Ihre Arbeit; die Archivierung der oberlausitzer Umgebindehäuser?
Dreidimensionale Architekturzeichnungen erfordern die Beherrschung der Gesetzmäßigkeiten der Perspektive. Das habe ich gewissermaßen „so nebenbei“ während meines Maschinenbaustudiums an der TU Dresden durch meine mehrjährige Wohngemeinschaft mit Studenten des Bauwesens gelernt.
Zum Malen und Zeichnen fehlte mir während meines Berufslebens als Mähdrescherkonstrukteur aber die Zeit. Nur sporadisch konnte ich an entsprechenden Zirkeln teilnehmen. Mein Interesse galt in dieser Zeit mehr der Industrieformgestaltung. Erst als klar wurde, dass wir beruflich nicht mehr gebraucht werden, habe ich meine nun freie Zeit wieder für das Malen und Zeichnen verwendet.
Beim Skizzieren eines Abrisshauses habe ich dann den Denkmalschützer Arnd Matthes kennengelernt, der mir das „Virus Umgebindehaus“ eingeimpft hat. Er hat mir auch die Bekanntschaft mit den führenden Bau- und Sanierungsfachleuten in der Oberlausitz vermittelt. Karl Bernert wurde bis zu seinem Tod 2009 dann mein wichtigster Lehrer, neben dem praktischen Handwerker Andreas Leuner. Über Professor Christian Schurig (gest.2022) hatte ich auch Zugang zur Hochschule Zittau/ Görlitz. Über Peter Palm (gest.2017) und meine Mitgliedschaft im Sächsischen Verein für Volksbauweise, unter Leitung von Jürgen Cieslak (gest. 2025), gelang die grenzüberschreitende Beschäftigung mit den verschiedensten Varianten der Schrotholz- und Umgebindehäuser.
Herr Pinkau, wo können Ihre Arbeiten betrachtet werden?Welche Ausstellungen sind geplant?Was kann man als Printware, wo erwerben?
Meine Umgebindehauszeichnungen wurden in über 40 Ausstellungen in der Oberlausitz sowie in Polen und in Tschechien gezeigt. Einmal auch in der Sächsischen Vertretung in Berlin. Dazu habe ich, zumeist mit einem ortskundigen Fachmann, jeweils eine Broschüre erarbeitet und zum Kauf angeboten. 2020 habe ich aus diesem Material das Buch „Umgebindehäuser mit der Zeichenfeder porträtiert“, im Eigenverlag drucken lassen. Darin sind etwa 1000 ausgewählten Einzelzeichnungen zu sehen. Aktuell ist das Buch vergriffen.
Für den alljährlichen „Tag der Oberlausitz“ sowie verschiedene andere Anlässe sind in letzter Zeit außerdem Broschüren in kleinen Stückzahlen mit jeweils etwa 100 Zeichnungen entstanden. Aktuell wird das Heft „Schrotholzhäuer und Umgebindehäuser“ als Sonderedition in der Erlichthofsiedlung Rietschen zum Kauf angeboten. Einige Teile aus diesen Heften werden auch für Dauerausstellungen als Informationstafeln genutzt (beispielsweise Begegnungszentrum Windmühle Seifhennersdorf).
Entsprechend der sächsischen Gesetzgebung sind alle meine im Eigenverlag gedruckten Hefte und Broschüren archiviert worden. In der Pflichtexemplarstelle der Sächsischen Landesbibliothek Dresden stehen sie zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
Nicht nur Umgebindehäuser und andere typische Oberlausitzer Bauwerke sind Zeichnungsobjekte von mir, sondern auch die zahlreichen Schlösser des ehemaligen Oberlausitzer Landadels.
Im Rahmen der Ehrung für den Erbauer des Königshainer Schlosses, von Schachmann (1725 – 1789), werde ich mich 2026 an einer Ausstellung im Dom Kultury Zgorzelec beteiligen. Außerdem besteht der vielseitige Wunsch, eine zweite erweiterte Auflage meines Buches „Umgebindehäuser mit der Zeichenfeder porträtiert“ für 2026 vorzubereiten.
Oberlausitz-art wünscht Ihnen noch viele unentdeckte Umgebindehäuser und bedankt sich für das interessante Gespräch.
mit großer Freude möchten wir Ihnen heute die Buchpremiere unseres ersten Oberlausitzer Geschichtensammlers vorstellen:
„Heimweh, Eisbein & Lametta“ Geschichten von Henry Förster
Henry Förster hat Erinnerungen und Erlebnisse aus unserer Region mit viel Gefühl zusammengetragen. Ob es um Ferienlagerabenteuer der 60er Jahre geht, um eine Begegnung mit Schwester Agnes während der Dreharbeiten im Zittauer Gebirge oder um ganz aktuelle Weihnachtserlebnisse – jede Geschichte trägt ein Stück Oberlausitz in sich.
Warmherzig, mit feinem Humor und liebevollem Blick erzählt, laden diese Texte zum Schmunzeln, Erinnern und Innehalten ein. Vielleicht entdecken Sie beim Lesen sogar etwas Bekanntes wieder.
Das Buch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich oder direkt über unseren Verlag zu beziehen: 📧
Ein weiteres Herzensbuch aus unserem Verlag
Ebenfalls von Henry Förster und bei uns im Neissuferverlag erschienen:
Dezemberland – 24 Adventsgeschichten aus dem Land der Querxe
Die gerade eingetroffene zweite Auflage hat soeben wieder die Buchläden erreicht – ein liebevolles Geschenk für die nun beginnende Adventszeit.
Wir wünschen Ihnen eine wunderbare Lesezeit, viele ruhige Momente und ein wenig Vorfreude auf die besinnlichen Tage, die vor uns liegen.
Herzlich, Ihre drei Frauen vom Neissuferverlag Krissi, Sylke und Jana
Ich statuiere kein Christentum ohne Gemeinschaft. Das ist ein Zitat Zinzendorfs. Gemeinschaft war ihm wichtig. Alle sollten nach ihren Gaben und Fähigkeiten mitmachen. Dabei war er experimentierfreudig. Zuerst rief er die „Banden“ ins Leben- heute würde man eher Hauskreise dazu sagen. Immer bis zu 10 Menschen, die miteinander gut konnten, bekamen einen Bandenführer bzw. auch eine Bandenführerin. Man traf sich mindestens wöchentlich, manche auch täglich zu Andachten und Seelsorge und half sich auch untereinander.
Da es aber Menschen gab, die in keiner Bande Anschluss fanden, gründete Zinzendorf das „Chorwesen“. Es gab das Ehechor, das Chor der ledigen Schwestern, der ledigen Brüder, der Witwen und der Witwer. Auch für die Kinder und Jugendlichen wurden regelmäßige Treffen organisiert. Die unverheirateten und verwitweten Gruppen Erwachsener erhielten eigene Chorhäuser, wo man unter einem Dach zusammenlebte. Jedes Chor erhielt gemeinschaftlich nutzbares Land und Jeweils eine Schwester oder einen Bruder für die Leitung und die Seelsorge. Jede und jeder gehörte automatisch in eine der Gruppen und war damit Teil einer Gemeinschaft mit ähnlichen Lebensumständen. In Zeiten ohne Sozialversicherung ein Garant, das sich um alle in Not gut gekümmert wurde.
Als drittes Gemeinschaft-stiftendes Element erfand Zinzendorf die täglichen Losungen. Alle sollten am Tag über das gleiche Bibelwort nachdenken. Anfangs wurden die Losungen mündlich weitergesagt. Später, als die ersten Herrnhuter ihren Ort verließen um neue Orte zu gründen oder um in die Mission zu gehen, ließ Zinzendorf die Losungen drucken, damit dieses verbindende Element auch über die Ortsgrenzen hinaus bestehen bleiben kann.
Die große, kreisförmige Skulptur zeigt, wie Zinzendorf sich eine Christliche Gemeinschaft vorgestellt hat. Sie ist offen- jede und jeder kann dazukommen, aber auch wieder gehen. Die Mitte einer Christlichen Gemeinschaft sollte Jesus sein- um ihn und sein Vorbild sollte sich alles drehen. Der Mittelpunkt der Skulptur ist ein rundlicher Stein mit einem Fischsymbol in einem aufgestauten Wasserbecken. Der Runde Stein steht für den von den Bauleuten verworfenen Eckstein, mit dem sich Jesus einst verglich. Auch das Bild vom „Wasser des Lebens“ nutze Jesus für sich. Das Fischsymbol war ein frühes Erkennungszeichen der Christen in Zeiten der Verfolgung.
Setzt man die griechischen Anfangsbuchstaben von I = Jesus, CH = Christus, TH = Theos (= Gott), Y = Hyios (= Sohn), S = Soter (= Erlöser) zusammen, entsteht das griechische Wort ἰχθύς=Ichthys =Fisch.
Innerhalb des großen Kreises der Gemeinschaft muss es kleinere Kreise geben, in denen persönlicher Austausch möglich ist, symbolisiert durch die Sitzgruppen / Lagerfeuerstellen. Das können Hauskreise, aber auch Dienstgruppen sein. Kinder und Jugendliche brauchen besonders geschützte Räume mit pädagogisch geschulten Leiterinnen und Leitern. Das ist durch die drei überdachten Holzthrone, in die nur Kinder passen, angedeutet.
Auch in Christlichen Gemeinschaften gibt es Meinungsverschiedenheiten, Gräben können entstehen. Wichtig ist, dass es immer Brückenbauer und Brücken gibt, so dass beide Seiten verbunden bleiben. Manche Brücken sind einfach begehbar, bei andern muss man sich klein machen, um die andere Seite zu erreichen. Auch christliche Gemeinschaften können zerbrechen oder so stark wachsen, dass sich Gruppen abspalten und neue Gemeinden oder gar Kirchen entstehen.
Beide Seiten dürfen nur nicht vergessen Jesus wieder in die Mitte der neuen Gemeinschaft mitzunehmen. Den hat niemand für sich- er ist teilbar, denn er ist für alle da.
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 12. Dezember 2025
Station 9: „Das Buch„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
„Gebet ist erste Christenpflicht“. Dieser Satz war früher öfter zu hören. Allerdings stimmt er nicht ganz. Gebet ist nicht Pflicht, sondern Privileg! Man kann jederzeit und an jedem Ort mit der höchsten Instanz in direkten Kontakt treten- ohne Voranmeldung, Termin oder Warteschleife. Gott hat jederzeit ein offenes Ohr für seine vielen Kinder. Er freut sich über Dankbarkeit und hört die Bitten, auch wenn er nicht alle so erfüllt wie gewünscht. Das Gebet gibt Halt im Leben- es gibt da jemanden, der immer zuhört, seine Kinder kennt, liebt und hofft, dass sie auf guten Wegen der Mitmenschlichkeit und Güte unterwegs sind oder es zumindest immer wieder versuchen. Ohne Kommunikation können wir Menschen nicht leben. Gebet ist Kommunikation mit Gott- Vergegenwärtigung seiner Anwesenheit durch Gespräch in Worten oder Gedanken.
So wie Eltern den Kindern Regeln vorgeben, hat auch Gott in seinen 10 Geboten klare Regeln vorgegeben. Wenn sich alle daranhalten würden, sähe unsere Welt deutlich besser und freundlicher aus.
Die Skulptur besteht aus 12 Figuren mit dem umgedrehten Torso- Prinzip. Nur Köpfe und Hände sind erkennbar. Es sind Abdruckplastiken von realen Menschen mit je einer ganz eigenen Geschichte. Wie man betet- ob allein oder in der Gruppe, ob laut oder leise, ob in gesprochenen Worten oder Gedanken, ob sitzend oder stehend, drinnen oder draußen, mit gefalteten oder erhobenen Händen- das alles ist egal. Das man betet ist wichtig, nicht wie und wo.
Eine kleine Beispielgeschichte: Vorne in der Mitte ist Knut Uwe Weise aus Zittau abgeformt. Er war der künstlerische Leiter des Projektes und das als überzeugter Atheist. Durch die inhaltliche Arbeit mit dem Skulpturenpfad ist er ins Grübeln gekommen, hat sich in Glaubensfragen unterrichten lassen, ist Mitglied der Brüdergemeine geworden, hat ein Prädikantenstudium absolviert und im Herrnhuter Kirchsaal schon gepredigt. Heute lebt er in den Niederlanden.
Die 12 Skulpturen stehen für den 12 Stunden- Rhythmus, bzw. die 12 Monate. Das ganze Jahr, jederzeit, rund um die Uhr wird gebetet- nicht, um Gott zu nerven, sondern um den Kontakt nie abreißen zu lassen. In der Brüder-Unität gibt es das 24-Stundengebet, welches zwischen den einzelnen Gemeinden weltweit aufgeteilt ist. Ein Zeichen der geschwisterlichen Verbundenheit über Sprach und Ländergrenzen hinweg.
In Mitten der 12 betenden Skulpturen gibt es eine Bank, die dazu einlädt, sich dort niederzulassen und selbst laut, leise oder in Gedanken ein Gebet zu sprechen.
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 21. November 2025
Station 8: „Gemeinschaft„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
In einer Ausstellung von Kunstwerken der Malerin Sabine Kambach sollten sich Schüler ein Gemälde aussuchen, um darüber eine Kurzgeschichte zu schreiben.
Diese, meine kleine Geschichte „Die Vernissage“ entstand im Zusammenhang mit der Schülerarbeit.
Eine Art Vorlage für die Schüler wie aus einem Bild eine Geschichte entstehen kann.
Die VERNISSAGE
Die Villa umgeben von einer weitläufigen Parkanlage. Hecken, Sträucher, Bäume säulenartig zu beiden Seiten des Weges. Efeu windet sich um die Stämme.
Sie geht, an Wachholder und Rhododendron vorbei, zum prunkvollen Eingangsportal.
Eine Besucheransammlung an der Garderobe.
Als sie ihren Mantel abgegeben hat, reicht man ihr zur Begrüßung ein Glas Sekt.
Sie schaut sich im Eingangsbereich um. Zwei stattliche Säulen zieren den Treppenaufgang zur ersten Etage. Das Rondell aus Glas über ihr, typisch Jugendstil, denkt sie. Geschwungene Formen an den Decken, Ranken, Pflanzen- und Symbolmotive.
Als sie zum Saaleingang geht, schaut sie sich unsicher um. Sie kennt hier niemanden, hält sich krampfhaft an ihrem Sektglas fest. Sie nippt an ihrem Glas, und spürt im Nacken einen Blick auf sich gerichtet.
Es gibt Menschen, denkt sie, die so enorm viel Raum beanspruchen, dass sie präsent sind, bevor man sie überhaupt gesehen hat.
Er steht am Sektbüfett, seine Augen schauen auffällig lange in ihre Richtung.
Sie weiß nicht, ob er ins Nirgendwo starrt, oder zu ihr. Plötzlich steht der Mann neben ihr.
Sie spürt eine Hitzewelle im Gesicht, als er ihr mit dem Sektglas zuprostet.
Sein charmantes Lächeln schwebt durch die Luft und schlägt in ihr ein, als er sie anspricht: »Gehören Sie zu den Ausstellerinnen?«
Als sie verneint, redet er, als müsse er einen Vortrag vor einer Prüfungskommission halten:
»Diese Villa, Anfang des 20. Jahrhunderts als repräsentatives Jugendstilwohnhaus eines wohlhabenden Industrieellen erbaut, noch vor dem zweiten Weltkrieg in Staatseigentum übergegangen, hatte die Kriegswirren fast unbeschadet überstanden. Das Gebäude diente als Hospital, als Flüchtlingsunterkunft und nach einer Renovierung in den siebziger Jahren zunächst als Jugendclub, schließlich wurde es Kulturhaus.«
Fotos Villa Weigang Bautzen
Das anfänglich kurze Prickeln in ihr ist erlöscht.
Er faselt von kulturpolitischen Programmen, über kulturelle und künstlerische Tätigkeit.
Wie eine Erlösung als die Kuratorin mit der Eröffnungsrede beginnt.
Danach sucht sie zwischen dem Besucherpulk nach einem Fluchtweg. Doch sie muss feststellen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, kann sie aus diesem Raum nicht entkommen.
Als die Besucher sich in kleinen Grüppchen zusammenfinden, entfernt sie sich schließlich unauffällig, stellt ihr leeres Sektglas auf die Ablage, geht in den Ausstellungsraum.
Ihr Blick fällt auf ein Kunstwerk gleich neben dem Eingang:
Collage ohne Titel, der Name der Künstlerin ist ihr fremd.
Ein Auge schaut auf sie herab.
Schwarz auf weißem Grund. Mehrere Bleistiftstriche ineinander verflochten.
Das dunkle Auge, der Blick. Schwarzweiß kennt keine Zwischentöne,
Das Abendmahl spielt in der Geschichte der Brüdergemeine in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle.
Die alte Böhmische Brüderkirche geht auf Forderungen von Jan Hus zurück- das waren z.B. Abendmahl für alle in Brot und Wein und Predigt in der Landessprache (nicht auf Latein). Der Kelch war das Symbol der Kirche der Böhmischen Brüder (Unitas Fratrum), deren verfolgte Nachkommen die ersten Siedler Herrnhuts waren.
Zinzendorf hatte nach vielen Gesprächen mit allen Einwohnern Herrnhuts am 13. August 1727 zu einer Abendmahlsfeier in die Bertheldorfer Kirche geladen. Dort geschah etwas Wunderbares. Aus den bisher tief zerstrittenen Einwohnern begann eine sich versöhnende Einheit zu wachsen. Bei dieser Abendmahlsfeier wurde den Teilnehmenden bewusst, dass sie Alle Gottes geliebte Kinder sind. Im streitbaren Nachbarn, in der kritisch beurteilten Nachbarin wurde plötzlich der Bruder und die Schwester in Christus gesehen. Das Mitmenschenbild änderte sich.
Nach der Abendmahlsfeier gingen alle sehr bewegt nach Herrnhut zurück und blieben auch dort noch zusammen. Die gräfliche Küche sorgte für Verpflegung und so entstand gleich noch eine neue Versammlungsform, die es bis heute gibt- das „Liebesmahl“.
In den Tagebüchern von damals liest man „Wir lernten lieben“. Ein Lernprozess der am 13.8.1727 in Berthelsdorf mit Schwung begann und anhielt. Dieser Tag gilt als Geburtstag der „erneuerten Brüder-Unität“. Aus zerstrittenen Einwohnern wurde eine Gemeinde von Schwestern und Brüdern, die aus diesem Bewusstsein der Geschwisterlichkeit und der daraus freiwerdenden Kraft der Liebe heraus, dann auch bald nach außen wirken konnte.
Ein Lehrsatz von Johann Amos Comenius wurde wichtig: „In wesentlichen Dingen Einheit, in den dienlichen Dingen Freiheit und über allem die Liebe“.
Die Skulptur zeigt einen Tisch mit Brot und Wein, dazu 13 Plätze mit den ikonographischen Symbolen der Jünger. Der Christusstuhl in der Mitte trägt das Siegel der Brüdergemeine- das Lamm (als Symbol für Christus) mit der Siegesfahne und dem Spruch auf Latein „Unser Lamm hat gesiegt, lasst uns ihm folgen“. Außerdem entspringen dem Mittelstuhl Weinreben, die alle anderen Stühle erreichen. Christus spricht (Joh 5/15), „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“.
Auch der Verräter Judas ist Teil von Jesu Tischgemeinschaft. Jesus hat niemanden ausgeschlossen oder ausgeladen, sondern sich oft auch mit denen an den Tisch gesetzt, die gesellschaftlich eher geächtet waren. Immer mit dem Ziel, ihnen zu zeigen, dass Gott sie liebt und sich freut, wenn sie ihr Leben zum Guten ändern. Die Einladung zur Tischgemeinschaft geht einher mit der Einladung zur Nachfolge. Das ist auch gar nicht besonders kompliziert. Jesus fasste das Gesetz und die Propheten einmal so zusammen: „Alles nun was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch“ (Matth. 7 Vers 12).
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 21. November 2025
Station 7: „Gehalten„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich:
Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe. Große, kleine, rund und eckig, mit Muster oder durchbrochen und in allen Farben leuchtend. Das ist die „Malzutat“ von Michael Voigt.
Er malt seine Bilder mit Knöpfen. Unverwechselbar und einmalig. Was den Künstler zu diesem ungewöhnlichen Gestaltungsmaterial führte, wie er damit seine Ideen in brillante Kunstwerke umsetzt; oberlausitz-art hat für Euch nachgefragt.
Herr Voigt, sehen Sie sich als Erfinder der „Malerei mit Knöpfen“? Wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Was war Ihr erstes Werk?
Als Erfinder!? Im Prinzip ja, in Motiv- und Themenwahl. Bedingt durch das Sammeln von historischen Knöpfen, bekam ich auch eine große Anzahl von Gebrauchsknöpfen. Diese nahmen bald überhand und so entstand die Idee, die Knöpfe als Farbelement einzusetzen. Das erste Bild hatte den Titel “ Knopfiene“, ein gemalter Halbakt umgeben von Knöpfen.
Woher nehmen Sie diese Unmengen von Knöpfen für ihre Bilder? Und nach welchem Prinzip wählen Sie den jeweils richtigen Knopf beim „Malen“ aus?
Auf Trödelmärkten und im Internet bin ich ständig auf Suche. Bei Ausstellungen, wie z.B. in Pulsnitz, Warendorf und Eichwalde, wurden größere Mengen an Knöpfen anstatt von Eintrittsgeld abgegeben. Öfters kamen auch Zusendungen von Haushalts- bzw. Betriebsauflösungen. Die Knöpfe werden im Groben nach Farbe vorsortiert. Die richtige Auswahl ist dann von Motiv und Empfindung abhängig.
Wie entsteht ein Knopfkunstwerk? Gibt es notwendige Vorarbeiten?
Wichtig ist die Konzeption. Das Motiv wird auf den Bildträger übertragen und farbig komplett malerisch ausgearbeitet. Damit ist die Grundlage für die Knopfarbeit vorhanden.
Sie haben sich bereits selbst in Knöpfen verewigt. Welche bekannten Mitmenschen haben Sie schon dargestellt?
Ja, tatsächlich ist schon eine beträchtliche Anzahl an Portraits entstanden. Zum Beispiel die Gründer der Knopfindustrie: Johanna Müller in Bärnau/Oberpfalz, Hermann Donath in Schmölln, Herr und Frau Zierfuhs in Bad Frankenhausen und Johann Nepomuk Ernst in Löbau. Auch Politiker und Schauspieler habe ich schon dargestellt. Schauspieler Bodo Wolf, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Dr. Müller-Kaller, den Bürgermeister von Bärnau, Herr Stier, Liesa Eckhart und Helge Schneider.
Herr Voigt, in dieser besonderen Technik erschaffen Sie nicht nur Bilder, sondern auch Skulpturen und Büsten. Was sind die entsprechenden Unterschiede bei der Umsetzung?
Bei den dreidimensionalen Werken werden die Holzklötzer, teilweise aus Abrissholzbalken, zu Häusern, Türmen und Burgen zusammengestellt. Die Perückenköpfe und Torsos werden immer zu einem bestimmten Thema mit Applikationen gestaltet. So zum Beispiel bei den Objekten Pechmarie und Goldmarie, bei den Schmetterlingen und verschiedenen Blumen.
Von Haus aus sind Sie Maler und Grafiker. Mit Knöpfen „malen“ Sie seit 2010. Kommt die klassische Malerei heute zu kurz?
Nein, die klassische Malerei ist dabei Voraussetzung für die Knopfbilder. Ich male immer noch mit Leidenschaft Landschaftsbilder und Blumenstillleben
Wo kann man sich Ihre Knopfarbeiten ansehen? Wo stellen Sie demnächst aus? Gibt es eine Dauerausstellung?
In meiner Galerie „NEU“ in Neusalza-Spremberg können verschiedene Arbeiten angeschaut werden. Einige sind immer auf irgendeiner Ausstellung. So zum Beispiel vom 7. September – 9. November 2025 in der Ostsächsischen Kunsthalle Pulsnitz, mit einer Kabinett- Ausstellung von Norbert Hofer (1922-2020). Oder auch 2026, von Mai bis November, im Stadtmuseum Torgau.
Ich kann mir vorstellen, dass Sie im Laufe der Zeit auch auf kleine „Knopf-Seltenheiten“ gestoßen sind. Gibt es auch eine Sammlung der Knopf-Besonderheiten und Kuriositäten?
Ja, das ist so. In den Schachtel auf den Trödelmärkten, oder auch beim gezielten Suchen nach besonderen Knöpfen, trifft man immer wieder auf wahre Seltenheiten. Die Thementableaus befinden sich im Knopfbuch ll, als historische Sammlung. Das Buch, „Knopfkunst II“, können Sie in jeder Ausstellung von mir erwerben oder auch bei mir persönlich in Neusalza-Spremberg.
Oberlausitz-art wünscht Ihnen noch ganz viele, tolle Ideen und bedankt sich herzlich für das Gespräch.
Die Station 5 ist nicht einfach zu verstehen und noch schwieriger umzusetzen. Der Text stammt von Andreas Neu:
Abgewandt und Tief im Zweifel
Ein Teil ist immer auch nur dort
Getrübt ist das Erkennen das sich nährt aus der Verzweiflung
Und da ist kein Bedauern nur zum Schein
Es muss genannt sein
Und eine Kraft wächst, wenn ein höheres Selbst Vergebung schenkt
Und ein Gebet das ist der Hort
Wenn DU mich suchst dann bin ICH dort
Bevor es nach einem Streit zur Versöhnung kommen kann, ist das Einsehen und Bedauern von eigener Schuld nötig und der schwere Schritt, um Vergebung zu bitten und selbst auch zum Verzeihen bereit zu sein.
Christen beten regelmäßig im „Vater unser“ …Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern… Wir bitten Gott darum, uns zu vergeben und nehmen uns gleichzeitig gegenüber unseren Mitmenschen selbst in die Pflicht zu verzeihen und zu vergeben. Christen müssten also eigentlich Vorbilder im Konfliktelösen sein, sind sie aber leider nicht immer.
Der entscheidende Schritt fällt oft sehr schwer (manchmal zu schwer)- losgehen und um Vergebung / Entschuldigung zu bitten. Und selber wirklich zu verzeihen, wenn man seelisch oder körperlich verletzt wurde, ist ja auch nicht einfach! Aber wenn man den Mut und die Kraft dazu aufbringt, dann können die Ergebnisse oft Wunder bewirken. Das Wissen darum, dass Gott uns die Kraft und den Mut dazu gibt, kann helfen, die entscheidenden Schritte auf den Weg der Versöhnung zu wagen.
Die beiden Sandsteinplatten gehören zusammen und sind doch (noch) getrennt. Der Text ist holprig und nicht so leicht verständlich- wie der Weg zur Versöhnung. Es gibt Interpretationsspielräume und doch kann man im Text klare Hilfestellungen finden, wenn man genau hinschaut.
Wenn man den Pfad (ca. 6 km) ohne Führung wandern will, empfiehlt sich das Begleitheft, in dem man zu allen Stationen und zur Entstehung wichtige Hintergrundinformationen bekommt. Dieses Ist in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Buchhandel erhältlich.
Hier werden nun die einzelnen Stationen in den nächsten Wochen vorgestellt.
Nächste AUSGABE : 31. Oktober 2025
Station 6: „Abendmahl„
Die Beiträge sind mit freundlicher Unterstützung in Kooperation mit dem Verantwortlichen für den Pfad, Herrn Matthias Clemens, entstanden.
Herr Clemens ist Leiter der Forstverwaltung der Evang. Brüder-Unität, Herrnhut.
Führungen auf dem Skulpturenpfad oder durch Herrnhut sind nach Anmeldung über das Gästepfarramt möglich: